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Ich war ein Zeissianer
“Man erkennt einen Zeissianer schon am Vorgarten”
“Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Zeissianers Pünktlichkeit”
Entweder Sekretär der FDJ an der FSU oder Leiter der Gruppe Betriebspsychologie bei Zeiss? Das war im Kadergespräch die Frage an mich und meine berufliche Zukunft Ende der 1970er Jahre. Meine Assistentenzeit an der Sektion Psychologie ging zu Ende und aufgrund des Rechtes auf Arbeit in der DDR mußte mir eine neue Arbeitsstelle vorgeschlagen werden.
Da ich ja seit Beginn meines Psychologie-Studiums immer schon in der Wirtschaft arbeiten wollte, war meine Entscheidung schnell gefällt: ZEISS!
So wurde ich zu einem ZEISSianer.
„Der Tag hat 24 Stunden, und wenn einer 12 Stunden täglich arbeitet, dann handelt es sich um eine Halbtagskraft.“ (Wolfgang Biermann immer wieder)
„Trotzdem hat letztlich [im Kombinat] immer nur einer das Sagen, und das ist der Generaldirektor.“ (Wolfgang Biermann vor Offizieren der Staatssicherheit)
„Ich habe nie bestritten, daß ich der Beste sein wollte. Diesen Ehrgeiz habe ich immer gehabt.“ (Wolfgang Biermann in einem Zeitungsinterview)
Faseroptik
Unter anderem wurde in der DDR beim VEB Carl Zeiss Jena die Faseroptik entwickelt, mit der in Planetarien der Sternenhimmel an die Decke projiziert wurde.
Dieses Verfahren wird heute nach wie vor angewendet und heute von Zeiss – dem Teil der Firma, die nach dem Krieg abgetrennt und in den drei westlichen Besatzungszonen neu wieder aufgebaut wurde, hergestellt und ausgeliefert.
Aufnahmen aus dem All
Die Multispektralkamera MKF 6 vom Kombinat VEB Carl Zeiss Jena, auf die sollen damals sogar westliche Geheimdienste scharf gewesen sein.
Die Marke ZEISS steht seit über 160 Jahren für Präzision, Qualität und Verlässlichkeit.
THÜRINGEN war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das „geistige Zentrum“ Deutschlands.
Dazu gehörte die Stadt JENA als wissenschaftlich-technisch-industrielles Zentrum der Feinmechanik und Optik.
Carl Zeiss (11. September1816 in Weimar bis 3. Dezember1888 in Jena) begründete 7. November 1846 in Jena seine Werkstätte für feinmechanisch-optische Geräte wie beispielsweise Mikroskope.
Der unternehmerische Erfolg führte zur Gründung der feinmechanischen-optischen Werke „Carl Zeiss“
Zulieferer für die Präzisions-Optik kam auch aus Jena von „Schott & Genossen“
Der Physiker Ernst Abbe (1840–1905) wurde für die mathematische Berechnung von Objektiven ein wichtiger Partner von Carl Zeiss.
Ernst Abbe würdigte die Verdienste von Carl Zeiss durch die Gründung der Carl Zeiss-Stiftung 1889.
Die Zeiss Ikon AG war bis zum Zweiten Weltkrieg einer der bedeutendsten Kamera- und Kinoprojektorenhersteller sowie Weltmarktführer bei Schmalfilmkameras.
Aus der Zeiss Ikon AG wurden der VEB Pentacon (DDR) ab 1955
Aspekte von ZEISS und der Zeiss-Werke
1. Carl Zeiss Jena als deutsches Rüstungs-Unternehmen
Militärrüstungs-Aufträge machten Zeiss Jena berühmt.
60 bis 70 % wenn nicht 80% optische Geräte für Militär
- Feldstecher
- Mikroskope
- Artillerie-Geschütze
- Laser-Technik
- Radar-Technik
- Kameras
- Scharschützengewehre
2. Diebstahl des Know Hows von Carl Zeiss Jena 1945
Thüringen war das geistigen Zentrum Deutschlands.
Thüringen ist von Amerikaner 1945 besetzt worden.
Vereinbart mit Russen, daß die Amerikaner wieder hinter Demarkationslinie zurückgehen.
Aber die Amerikaner waren einige Monate in Thüringen.
Sie haben Spezialeinheiten ausgeschickt nach Thüringen, die alles requiriert und erbeutet haben, Unterlagen aller Art, industrielle Unterlagen, Patentschriften, mit Lastwagenkolonnen Richtung Westen abgefahren.
Als dann die Russen das Gebiet übernahmen, haben sie Maschinen mit genommen, die Amis nahmen Know how mit,
weniger Maschinen
Die Amis haben in Jena nicht nur die gesamten Patente von Zeiss Jena beschlagnahmt und abtransportiert, sondern gleich auch die leitenden Mitarbeiter von Jena, die alle geschlossen in den Westen gingen.
Und nach ein paar Monaten haben die Amis dann das deutsche geistig Zentrum an die Russen übergeben. Die Russen fanden leere Panzerschränke vor.
Die hochkompetenten Mitarbeiter und vor allem die Werksleitung, die für die Nazis gearbeitet hatten, waren in den Westen gegangen. Der Standort Oberkochen war ohne geringste historische industrielle Tradition.
Aber dort Zeiss wollten die Amerikaner etwas geniales Technisches wiederbeleben, mit allem, was dazu gehörte.
Nach Patenten von optischen Geräten konnte dort produziert werden.
In Jena war nichts mehr geblieben.
Dort hat man sehr mühevoll und hochengagiert auf den Trümmern und in leeren Werkhallen wieder ein Zeiss-Werk aufgebaut.
Und dieser Aufbau geschah unter Kriegsbedingungen des kalten Krieges in scharfer wirtschaftlich-technischer Konkurrenz zwischen dem volkseigenem Kombinat Carl Zeiss Jena in der DDR und dem privaten Carl Zeiss in Oberkochen in West-Deutschland.
3. Kampf zwischen Carl Zeiss Jena (DDR) und Zeiss Oberkochen (West-Deutschland)
Der volkseigene Betrieb (sozialistische Konzern) „Carl Zeiss Jena“ wurde privatisiert und zur „Jenoptik“ GmbH.
Das Perfideste für die ehemaligen Direktor CZJena
Zeiss Oberkochen kat geklagt gegen die DDR und wollte das Jena sich nicht mehr Carl Zeiss Jena nicht nennen duirfte
der Vertreter war in London Prozeß dabei
Ergebnis, Oberkochen gewann Prozeß
Jena mußte sich umbenennen: „Jenoptik“ blöder Name, so dämlich wie die ganze Situation
auch nach der Wewnde
Lothar Späth aus Schwaben nach der Wende mit großem Verdienst Zeiss Jena wieder belebt
Was ist besser? Oberkochen!
Die haben die Patente genutzt und ausgebaut, effiziente Nachfolgeapparate geschaffen, Fachkräfte mit „goldenen“ Händen aus Jena mitgenommen, denn diese Präzisionsgeräte konnten nur Menschen mit hohen Fingerfertigkeiten leisten, nicht nur mit Geist bzw. technischer Intelligenz.
Jena konnte sich nie wieder völlig von diesem Schlag erholen, auch wenn Carl Zeiss Jena in der DDR und innerhalb der sozialistischen Länder als die Besten im Militär-Industrie-Bereich galten.
Zeiss Jena ist nie an die Klasse von Oberkochen herangekommen.
Oberkochen hat ein weltweites Handelsnetz ausgebaut.
Historischer Fakt ist:
- Beide Zeiss-Betriebe haben sich entsprechend der Möglichkeiten und Grenzen ihrer Gesellschafts-Systeme bis an die Spitze des Weltmarktes entwickelt.
- Zeiss-Objektiv heute sind offenbar heute nicht mehr bezahlbar. Die Berechnung der Zeiss-Objektive geht auf die 1930er Jahre zurück. Alles Heutige sind nur Weiterentwicklungen,
Heute sind sie noch in guten Kameras eingebaut, weil es nichts Besseres gibt. - Linsen und andere Glassorten für die hochwertigen Objekte wurden bei „Schott und Genossen“ hergestellt. Die Zeiss-Brille ist bis heute weltberühmt für seine Qualität.
- Alle Ursprünge solcher geräte-technischen Leistungen von heute liegen in Jena bei Carl Zeiss, nicht in Oberkochen bei Frankfurt am Main. 1846 gründete Carl Zeiss in Jena seine erste Werkstätte.
Zeissianer sind fast eine Religion.
Zeiss-Rentner leben nach ihrem Arbeitsleben mit guten Renten in Jena, weil die Mitarbeiter an dem Gewinn des Unternehmens beteiligt waren, nicht mit spekulativen Börden-Aktien, aber mit guten Betriebs-Renten (zusätzlich zu „staatlichen“ Renten). Jena hat dadurch eine hohe Kaufkraft
Die Stadt Jena ist geprägt von Zeiss
- mit Wohn-Siedlungen für die Zeissianer,
- mit Kultureinrichtungen (Volkshaus, Bad, Theater)
- mit betriebs-eigener Berufsschule und Fachschule
- mit Forschungs-Kooperationen mit der Friedrich-Schiller-Universität
4. ZEISS als Sieger der Geschichte
Carl Zeiss AG (Oberkochen) – ZEISS Gruppe: „Lösungen, die den technologischen Fortschritt gestalten“
ZEISS Hightech-Standort in Jena
Jena – der Gründungsstandort und zweitgrößte Standort weltweit – wird als einer der führenden Innovationsstandorte von ZEISS weiter ausgebaut. Dazu führt ZEISS seine lokal ansässigen Einheiten an einem Ort zusammen und schafft Kapazitäten für Erweiterungen. Der neue Hightech-Standort wird durch Modernität, Offenheit und die dort entwickelten und gefertigten Systeme Strahlkraft für die Hochtechnologie- und Wissenschaftsstadt Jena haben.
Carl Zeiss Jena GmbH
100 % Tochterunternehmen der Carl Zeiss AG
Von der Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH (1990) zur „Jenoptik AG“ (ab 1. Januar 1996)
Die Zeiss-Betriebs-Kultur
1 Patriarchalische Führungskultur
Seine Werkstatt leitete Zeiß im streng patriarchalischen Sinn. Mikroskope, die von seinen Gehilfen nicht mit der von ihm verlangten hohen Präzision gefertigt worden waren, zerschlug er eigenhändig mit dem Hammer auf dem Amboss. In solchen Fällen verweigerte er die Auszahlung des Lohnes an den betreffenden Gehilfen ebenso wie bei zu langsamem Arbeitstempo.
2 Gutes Betriebsklima
Trotzdem herrschte ein gutes Betriebsklima. Dazu trugen die jährlichen Betriebsausflüge per Pferdewagen und sonstigen Festlichkeiten bei, die Zeiß auf Firmenkosten organisierte.
Außerdem lud er seine Mitarbeiter gern zu sich in den Garten ein und bewirtete sie dort mit Wein und belegten Broten.
Neu einzustellende Belegschaftsmitglieder bat er zunächst einmal in die Wohnstube und befragte sie bei einem Glas Wein ausgiebig.
3 Lange Arbeitszeiten
Gearbeitet wurde in dem Betrieb von morgens 6 Uhr bis abends 19 Uhr. Wenn man die Frühstückspause von 15 Minuten und die Mittagspause von einer Stunde abrechnet, ergibt das eine tägliche Arbeitszeit von 11 3/4 Stunden.
4 Gute Entlohnung
Dafür erhielt Löber als Spitzenverdiener im Jahre 1856 wöchentlich drei Taler, während sich ein anderer Gehilfe mit zweieinhalb Talern zufriedengeben musste. Allerdings besaßen die meisten Gehilfen in dem damals noch ländlichen Jena wenigstens einen kleinen Garten. Wenn dort besonders viel Arbeit anfiel, konnte man mit Billigung des Prinzipals schon einmal einen Tag von der Werkstatt fernbleiben.
VEB Kombinat Carl Zeiss Jena als „Staat im Staate“ der DDR
- Höchster Orden der DDR: Karl Marx Orden
- Eigene Briefmarken
- Eigenes Rentensystem für Zeissianer
- Eigener Außenhandelsbetrieb in Jena (nicht in Berlin)
- Eigener Messe-Pavillion zur Leipziger Messe
- Eigener Fußballmannschaft FC Carl Zeiss Jena
- Eigene Ingenieur-Fachschule in Jena
- Eigenes Volkshaus (1901 und 1903) als Veranstaltungszentrum der Bevölkerung
- Eigenes Volksbad als Badehaus
ZEISS – Kombinat VEB Carl Zeiss Jena (Hrsg.):
Dynamik – Fortschritt – Qualität – ZEISS – Kombinat VEB Carl Zeiss Jena.
Beschreibung
Dietmar Remy:
Buchbeschreibung:
Der Tag hat 24 Stunden, und wenn einer 12 Stunden täglich arbeitet, dann handelt es sich um eine Halbtagskraft. Wolfgang Biermann (1927-2001) galt als einer der bedeutendsten Wirtschaftsführer der DDR. Seit Mitte der fünfziger Jahre wirkte der sozialistische Manager in Führungspositionen der DDR-Wirtschaft, zum Beispiel als Haupttechnologe oder Produktionsleiter. Von 1969 bis 1975 lenkte er als Generaldirektor mit harter Hand das Werkzeugmaschinenkombinat 7.Oktober in Berlin. Danach übernahm er seine wichtigste Mission: die Leitung des traditionsreichen Zeiss-Werkes. Innerhalb weniger Jahre entwickelte Generaldirektor Biermann den VEB Carl Zeiss Jena zum Vorzeigekombinat, das immer mehr Leistungen für die Volkswirtschaft der DDR erbrachte. Konsumgüter, Wehrtechnik und Mikroelektronik ergänzten in seiner Ära die Erzeugnisse des wissenschaftlichen Gerätebaus. Trotz mancher Erfolge blieb Biermann aufgrund seines autoritären Führungsstils bis zu seinem Rücktritt 1989 ein umstrittener Unternehmensleiter. Nicht wenige seiner 63.000 Mitarbeiter charakterisierten den ehrgeizigen Chef als Menschenschinder. Dietmar Remy präsentiert die erste Biografie eines Leiters eines DDR-Kombinates.
Von „Carl Zeiss“ zu „ZEISS“ – Eine kurze Geschichte
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