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Die DDR wird als Kraft des Friedens in Erinnerung gerufen!
Buchbeschreibung:
Die Welt ist aus den Fugen. Keiner traut mehr dem anderen. Die Angst geht um. Nicht wie ein Gespenst, sondern real. Vor Krieg, vor Hunger, vor Kälte. Wer noch nachzudenken wagt, fragt sich, wer da am werkeln ist, die Hirne der Menschen zuzukleistern: Unter dem Vorwurf, ein östlicher Nachbar würde das Feuer schüren. Und man müsse die westliche Wertegemeinschaft schützen. Freiheitsgequassel ohne Ende… „Der Schütze von Sanssouci – Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse & Bekenntnisse aus acht Jahrzehten“. So der Titel und der Untertitel eines neuen Buches des einstigen Militärjournalisten (NVA) Harry Popow. Er, der ebenso wie Millionen Menschen in der einstigen DDR, träumt nach wie vor von einem weltweiten Frieden. Für den sie einstanden – die einstigen und noch hellwach gebliebenen Bürger. Auf den 697 Seiten dieser Biographie versucht er den Verursachern von Leid und Kriegen aktuell auf die Spur zu kommen. Mit Zwischentiteln wie „Aufbruch zum Nie wieder“, „Steinkohlenzeit“, Geologenzeit“, „Knobelbecherzeit“ und „Rückfall“ erinnert er an das Geschehen in der DDR, an die von den USA angezettelten Kriege und ihrem Drang, Russland und China ins Visier zu nehmen, siehe Ukraine. Im Mittelpunkt steht bei diesem 86-jährigen Autor seine tiefe Liebe zu seiner Frau Cleo. Beide haben die „Diamentene“ bereits hinter und bleiben politisch hellwach.
Über den Autor
Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte im Keller in Berlin-Schöneberg noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Die Familie zog umgehend 1946 nach Berlin-Pankow. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. In der NVA diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre im Dienstgrad Oberstleutnant als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Ab Ende 1986 war er Mitarbeiter im Fernsehen der DDR.
Buchtipp von Elke Bauer
Ehrlicher geht es nicht. In diesem biographischen Bericht erfahren wir die Gedanken eines Zeitzeugen, eines Offiziers der NVA, der drei gesellschaftliche Etappen der deutschen Geschichte durchlebte:
– Faschismus, dargestellt an den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges,
– 40 Jahre DDR – vom Optimismus der Aufbaujahre bis zum Unvermögen, den Staat mit den hochgesteckten Zielen zu erhalten,
– und der Wende/ Nachwende als Negation seines bisherigen Lebens- und Menschenbildes.
Durch die kritische Sicht auf das neue Staatsgebilde BRD sowie durch persönliche Erlebnisse und Begegnungen lernte er die durchlebte und erkämpfte Zeit im Staat DDR noch mehr schätzen und steht zu ihr – trotz alledem. Das bedeutet aber nicht, dass er das Leben in der DDR und die staatliche Ordnung nicht kritisch hinterfragt hätte und Erscheinungen, die zum Ende der DDR führten, nicht benennt. So entwirft er anhand seiner Biografie, seiner Erlebnisse und persönlichen Auseinandersetzungen ein realistisches Bild vom kleinen Land mit den hohen Ansprüchen. Damit bekommt der Leser ein Erinnerungsbuch in die Hand, das ihn zum: „Ach ja, so war es – war das alles schlecht?“ sowohl in Ost, als auch wegen seiner Aufrichtigkeit in West bringt. Man denke an: „Es höre jeder auf die Flüsterungen der Geschichte“ (Antoine de Saint – Exupery).
Mahnende Worte von Bertolt Brecht „Zum Volkskongress für den Frieden“ (Wien 1952) sind der sinngebende Ausgangspunkt für des Autors Erkenntnisse und Bekenntnisse. Mit der Schilderung seines Lebens, der letzten Kriegsjahre, die er gebeutelt erleben musste, der Evakuierung und der Rückkehr nach Berlin 1945, die Bemühungen der Eltern, an der Gestaltung des neuen Deutschlands mitzuwirken, benennt er die Probleme der Zeit und seine heutige Sicht darauf. Er erlebte die Leistungen seiner Mutter als Dolmetscherin (sie lebte seit 1934 als gebürtige Russin in Deutschland) beim Bau des Treptower Ehrenmals (stolz, sie in der Krypta abgebildet zu sehen), als Personalleiterin und Dolmetscherin bei der SDAG Wismut in Aue und Schwarzenberg im Erzgebirge, ihre Stationen als Dolmetscherin in Berlin und Dresden, als Dozentin in Merseburg.
Er malt sehr plastisch und wahrhaftig das Bild des Neubeginns, immer dargestellt an den Handlungen seiner Familie, Freunde und Kollegen ohne in Phrasen zu verfallen. Seine Erinnerung an diese Zeit führt er weiter in seinem biografischen Bericht von der Entwicklung als Bergwerklehrling – auch unter Tage – in Zwickau, seiner beginnenden Ausbildung zum Geologen in Schwerin. Diese bricht er ab, als man ihn „überzeugt“, in die KVP, später NVA einzutreten.
Viele Stationen des Armeelebens an den verschiedensten Standorten in der DDR, sein Fernstudium der Journalistik an der Leipziger Karl-Marx-Universität, der Tätigkeit als Diplomjournalist im Offiziersrang an Zeitungen der Armee, sie sind fest eingebettet in das Leben der DDR-Gemeinschaft. So entsteht ein Kaleidoskop des gesellschaftlichen Gefüges in der DDR. Bewusst reiht er sich als „Schütze“ in die große Schar der Verteidiger des Sozialismus in der DDR ein, indem er im Klappentext darauf verweist, dass bereits über 900 Ehemalige und aktive DDR-Bürger ihre Erinnerungen als wertvolle Spuren in die Vergangenheit zu Papier gebracht haben. Das macht das Buch so umfassend.
Nach insgesamt 32 Dienstjahren in der KVP/NVA geht er zum Fernsehen der DDR als journalistischer Berater.
Nicht vergessen sollte man den Untertitel „Das Leben mit einer Göttin“. Seine Göttin im Focus, nimmt er die wichtigste Bezugsperson in seine Schilderung auf – Cleo, seine große Liebe. Sie steht in allen Lebenslagen schön und klug an seiner Seite, sie erlebte seine Kämpfe mit, erduldend und duldend, aber auch mit kritischen Hinweisen, treu und Freude bringend, die Familiengeschicke beeinflussend.
Das bedeutete auch, drei Kinder, oft allein, groß zu ziehen, die in der Wendezeit bestanden und heute tüchtig ein selbstbestimmtes Leben führen. Dankbar stellt er diese Seite seines Lebens, die große Liebe und die Fürsorge für die Familie dar, ehrlich und offen. Dabei benennt er auch politisch haltlose Unterstellungen von verschiedenen „Genossen“, die ihm besonders gegen das Ende der DDR hin widerfuhren. Sehr lesenswert wird das Buch auch dadurch, dass er sich nicht als fehlerfreien Menschen, sondern sowohl als kritisch denkendes aber auch als kritisch handelndes Gesellschaftsmitglied darstellt.
Sein Weg nach der sogenannten Wende war steinig, er musste sich mit Minijobs durchschlagen, wie tausende andere Bürger ebenfalls, verließ mit seiner Frau 1996 für neun Jahre Deutschland und ging nach Schweden.
Seit 2005 lebt er wieder mit seiner Frau in der Nähe seiner Kinder in Deutschland, wurde Blogger und Hobbymaler, bespricht interessante politische Sachbücher und macht seine Leserschaft mit Abhandlungen aus linken Zeitungen bekannt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen hält er in selbst verfassten Büchern und Essays fest.
Er beendet, wie immer, seine Bücher mit Originalmeinungen und Abhandlungen seiner User zu Zeitereignissen. Besonders erinnerlich ist mir die Erzählung vom „Der Mensch vor dem Supermarkt“, die Abhandlungen „Lügenpresse“, „Staatsferne“ und „Ehe alles zerbricht“.
Beigefügte private Fotos erhöhen die Authentizität des Buches. Es ist durch sein breites Spektrum des DDR – Lebens, ob seiner Ehrlichkeit und Vielfalt, interessanter Schauplätze und kritischer Sichten, eine sowohl unterhaltsame als auch nachdenklich machende Lektüre. Der Schütze steht hier für’s Ganze, poetisch erweitert durch das Bild des Bogenschützen von Sanssouci.