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1985
Hans-Georg Wieck wird BRN-Chef (vorher Auswärtigen Amt und Botschafter in Moskau)
1986
Markus Wolf (Generaloberst, Leiter der DDR-Auslandsspionage) räumt sein Büro in der Zentrale des MfS
„Laut dem ehemaligen Berliner SED-Chef Günter Schabowski war Wolf von Moskau dafür vorgesehen, die Entmachtung von Staats- und Parteichefs Erich Honecker vorzubereiten.“ Er „habe sich bei Künstlern und Intellektuellen in der DDR als möglicher Honecker-Nachfolger ins Gespräch gebracht.“ (www.welt.de, 12.08.2009)
1987
Februar 1987
5. Februar 1987: offizieller Rücktritt von Markus Wolf
Sowjetunion/Michael Gorbatschow und Eduard Schewardnadse treffen in der DDR/Berlin mit Erich Honecker zusammen: Berliner Mauer muß weg, da sie nicht ins „Europa-Haus“ und SU-Politik paßt. Da ging Erich Honecker in Konfrontation mit der SU-Führung
„Wie Gorbatschow 1987 Honecker loswerden wollte“ (www.welt.de; 12.08.2009)
Mai 1987
UdSSR/Michael Gorbatschow besucht das zweite Mal offiziell die DDR in Berlin
Honecker hatte sich (angeblich) während dieses kritischen Treffens bei Gorbatschow mutig beklagt:
- über die Unfähigkeit Moskauer Wirtschaftsfunktionäre,
- über nicht eingehaltene Verträge,
- daß die DDR wegen der skandalös schlechten Qualität sowjetischer Anlagen Schienen beim österreichischen Stahlkonzern Voest-Alpine kaufen müsse,
- daß es im Lande Gorbatschows „keinerlei moderne Elektronik“ gebe.
Gleichzeitig wünschte Honecker von der Sowjetunion
- die Lieferung von zusätzlichen zwei Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr, weil schließlich die sowjetischen Truppen auf dem Gebiet der DDR viele der von der DDR produzierten Ölprodukte verschlingen würden.
- die Beendigung der Belästigung der DDR-Bürger mit Gorbatschows „Perestroika“ und der Idee von „Glasnost“
Michail Gorbatschow soll damals in gleicher Manier erwidert haben:
- Moskau sehe die Zusammenarbeit mit Ost-Berlin „skeptisch“,
- die DDR beteilige sich ja nicht einmal an der Erschließung von Rohstoffen in der Sowjetunion,
- Honecker ginge es „nur um kurzfristige Vorteile“ für sich persönlich,
Gorbatschow habe sich oft über den starrsinnigen Alten (Honecker) in Berlin geärgert,
Das konnte er auch deshalb tun, weil er über die Stimmung in Berlin und der DDR ziemlich gut Bescheid wußte (vertraulichen Gesprächen mit Sowjetfunktionären, Geheimdienste).
USA/Ronald Reagen kommt nach West-Berlin (14 Tage nach Treffen Gorbatschow-Honecker): Forderung an Gorbatschow (!): Mauer muß weg!
1988
Führende SED-Politier erklären in der Sowjetunion (dies zeigen angeblich Dokumente aus dem privaten Gorbatschow-Archiv): „Die Lage ist ausweglos“ (www.spiegel.de; 11.08.2011)
Juni 1988
Wadim Sagladin (Gorbatschow-Berater, stellvertretender Chef der Internationalen Abteilung in der KpdSU): Treffen mit Erich Honecker und Günter Sieber (SED ZK-Sekretär für Außenpolitik) Günter Sieber sieht mit anderen ZK-Mitgliedern angeblich keinen Ausweg aus der Lage der DDR: „Nein, ein Ausweg ist nicht in Sicht.“
Mitte 1988
Die Bestandsgarantie der Sowjetunion für die DDR war mindestens 1988 – ein Jahr vor dem Mauerfall – abgelaufen.
Gespräch zwischen Honecker und Gorbatschow („Eine Aufzeichnung, die der BND am 5. Juni 1989 ans Kanzleramt und ausgewählte Ministerien schickte, bezieht sich auf ein wegweisendes Gespräch zwischen Gorbatschow und Honecker aus dem Vorjahr.“ – Der Spiegel, 42/2009, S. 45):
Gorbatschow beendet die Breschnew-Doktrin zum Schutz der sozialistischen Staaten durch die Sowjetunion (Beendigung des real existierenden Sozialismus als Staatenbund): „Jedes Land trage für seine innere Sicherheit die alleinige und ausschließliche Verantwortung: Unter seiner Führung werde die Sowjetunion nicht intervenieren, um eine Partei bzw. Obrigkeit vor unzufriedenen Massen zu schützen.“
1989
Februar 1989
2. Februar 1989:
Wadim Sagladin trifft sich in Moskau mit Harry Ott (Stv. Außenminister der DDR), der übermittelt: Erich Honecker sei jetzt klar,
- daß „das Schicksal der DDR völlig von der Entwicklung der UdSSR abhängt. Wenn die Perestroika scheitert – dann ist dies das Ende der DDR.“
- daß bezüglich der Staatsgrenze der DDR eigentlich alles klar sei: „In dem Moment, in dem sie beseitigt wird, gibt es die DDR nicht mehr.“
Honeckers Prophezeiung wird noch schneller Wirklichkeit: Die DDR geht unter (1990), noch bevor in der Sowjetunion Perestroika & Glasnost scheitern und auch die UdSSR unter geht (1991).
Mitte 1989
BND-Lageeinschätzung (der spiegel 42/2009):
- „tiefsitzendem Unbehagen“ an der Basis,
- „Orientierungslosigkeit und Vertrauensverlust in die Führung“
Juni 1989
5. Juni 1989
(„Eine Aufzeichnung, die der
BND informiert das Kanzleramt und ausgewählte Ministerien über ein wegweisendes Gespräch zwischen Gorbatschow und Honecker von 1988 (Der Spiegel, 42/2009, S. 45):
Bundes-Kanzler Helmut Kohl und BRD-Außenminister Hans-Dietrich Genscher nahmen daher die Zuversicht, daß die Sowjetunion die Wende ohne Eingreifen geschehen lassen würde.
Juli 1989
Erich Honecker mußt in Bukarest den Gipfel des Warschauer Pakts vorzeitig verlassen aus gesundheitlichen Gründen: Operation an der Gallenblase.
September 1989
Oktober 1989
Der 40.Jahrestag der DDR endet in Berlin mit Protestdemos, die gewaltsam aufgelöst werden. Viele Demonstranten werden zugeführt.
Die Montagsdemo in Leipzig geht gewaltfrei aus
Erich Honecker wird zum Rücktritt gezwungen. (der „greise und altersstarre Honecker“?)
Egon Krenz wird neuer SED-Parteichef
Amnestie für „Republikflüchtlinge“, Öffnung der Grenzen zur CSSR
HERBST 1989
BND-Lageeinschätzung (der spiegel 42/2009)
„Misstrauen und Resignation nicht nur unter den einfachen Genossen, sondern auch unter den Funktionären der Grund-, Kreis- bis in die Bezirksorganisationen“.
November 1989
Das seit 1949 zäh verteidigte Machtmonopol der SED mußte unter Druck der DDR-Bürgerbewegung zur Disposition gestellt werden.
Größte Protestdemo in der Geschichte der DDR in Berlin
Rücktritt der Regierung der DDR
Die Berliner Mauer fällt (Grenzöffnung)
BND berichtete am 10. November 1989 nach Bonn: „Um ein Abflauen des Flüchtlingsstromes zu erreichen, hat die SED am Abend des 9. 11. überraschend ihre Westgrenzen geöffnet, was zahlreiche Deutsche zum Besuch im jeweils anderen Teil Deutschlands nutzten (…) Diese geradezu sensationelle Maßnahme ist als bisher radikalster Schritt von Krenz zu werten, mit dem er das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen sucht.“ (d e r s p i e g e l 4 2 / 2 0 0 9, S. 50)
Kohl und Genscher befinden sich in Warschau auf Staatsbesuch – und ahnten nichts.
BND-Geheimdienstchef Wieck befindet sich in Washington D.C. auf Dienstreise. Von der Öffnung der Mauer erfuhr er im Hotelzimmer über das Fernsehen. Er rief sofort in Pullach an. Seine DDR-Experten saßen ebenfalls versammelt vor dem Fernseher und gestanden: „Wir sind auch überrascht worden.“
Die Volkskammer wählt Modrow zum neuen Ministerpräsidenten
Vereidigung der neuen Koalitionsregierung unter Hans Modrow
Helmut Kohl verkündet Zehn-Punkte-Plan zur Überwindung der deutschen Teilung
Dezember 1989
Die Volkskammer beschließt die Streichung der bisher in der Verfassung verankerten Führungsrolle der SED
ZK und Politbüro der SED treten endgültig zurück
In Leipzig besetzen Demonstranten die Stasi-Zentrale
In Berlin tritt erstmals der Zentrale Runde Tisch zusammen
Die CDU der DDR formiert sich neu, die Partei Demokratischer Aufbruch orientiert sich konservativ, die SED gibt sich den neuen Namen SED- PDS
Bundeskanzler Helmut Kohl besucht erstmals seit Beginn der Wende die DDR
Öffnung des Brandenburger Tores
Januar 1990
Regierungschef Hans Modrow verzichtet auf den Aufbau eines Verfassungsschutzes vor den Wahlen am 6.Mai
Bundesdeutsche Politiker befürworten erstmals öffentlich eine „deutsch- deutsche Wirtschafts- und Währungsunion“
Erstürmung der Zentrale der Staatssicherheit in Berlin. Sicherung der Aktenbestände
Zuspitzung der Krise der SED- PDS. Dresdens populärer Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer erklärt mit 39 weiteren Parteimitgliedern seinen Austritt.
Die CDU zieht ihre Minister aus der Regierung zurück
Hans Modrow reist nach Moskau: Abstimmung mit Michail Gorbatschow.
Die Vereinigung der Deutschen werde niemals und von niemanden prinzipiell in Zweifel gezogen, erklärt der sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow.
Februar 1990
Das „Gesetz über Reisen von Bürgern der Deutschen Demokratischen Republik in das Ausland“ tritt offiziell in Kraft.
Bildung einer „Regierung der Nationalen Verantwortung“, in der acht Vertreter der Gruppen und Parteien am Runden Tisch Ministerposten ohne Geschäftsbereich erhalten
Die Bundesregierung bildet den Kabinettsausschuß „Deutsche Einheit“
Bildung eines staatlichen „Komitees zur Auflösung des ehemaligen Amtes für Nationale Sicherheit“.
Besuch einer DDR-Regierungsdelegation in Bonn. Bildung einer gemeinsamen Expertenkommission zur Vorbereitung einer Währungsunion vereinbart
Die Volkskammer verabschiedet das Wahlgesetz für die ersten freien und geheimen Wahlen am 18. März.
März 1990
Gründung der Treuhandgesellschaft
13. März 1991
Erich Honecker wird ohne Gorbatschows Wissen nach Moskau aus Deutschland ausgeflogen. Verteidigungsminister Dmitrij Jasow hatte die Militärmaschine zur Verfügung gestellt und Vizepräsident Gennadij Janajew die Aktion unterstützt.
Beginn der 2+4- Verhandlungen
Die „Allianz für Deutschland“ siegt bei den ersten freien Parlamentswahlen in der DDR.
März 1991
Erich Honecker flüchtet in die UdSSR („um nach der deutschen Wiedervereinigung strafrechtlicher Verfolgung zu entgehen“ – sagt der Westen. www.spiegel.de; 11.08.2011)