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Über PSYCHOGRAMME der (gespaltenen) deutschen Gesellschaft

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Hans-Joachim Maaz: Der Psycho-Analytiker der Deutschen

– in der DDR sozialisierter und ausgebildeter Psychiater und Psychoanalytiker, 
– seit über 40 Jahren praktizierender Psychotherapeut, 
– war lange Zeit Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle
– erfahren in drei verschiedenen Diktaturen (National-Sozialismus, Sowjet-Sozialismus, Global-Kapitalismus)

Mein Landsmann (Sachsen-Anhalt) und Berufskollege (Psychologe) fragt im Kern die richtigen Fragen:

  • Was ist mit diesem Leben?
  • Ist das ein gutes oder ein richtiges Leben?
  • Welche Ursachen hat ein falsches Leben?
  • Wie können wir ein richtig gutes Leben erreichen?

Allerdings sehe ich bei dem sonst sehr gut analysierenden Psycho-Analytiker Hans-Joachim Maaz fünf mangelnde Ansätze:

1) Spiritualität

Hans-Joachim Maaz findet keinen Zugang zur Geistigkeit bzw.  Spiritualität des Leben, denn wir Menschen sind tatsächlich geistige Wesen, die eine Zeit lang individuelle und soziale Erfahrungen in der materiellen Welt sammeln.

Alles ist Geist und kommt aus dem Geist. Menschen sind mit ihrem Seelen-Leben deshalb zuerst geistig determiniert und nicht materiell (durch traumatische Erfahrungen mit Eltern und Konflikten in der Gesellschaft, durch Einflüsse der natürlichen und künstlichen Materie-Umgebung).

2) Zyklizität

Hans-Joachim Maaz findet keinen Zugang zur Zyklizität des Lebens und damit zur Einordnung des heutigen Menschen-Lebens in übergeordnete Zusammenhänge.

Alles schwingt und unterliegt Schwingungen (Frequenzen). Und alles hat seine Zeit. Es geht um die zyklische Natur mit (zeitlichen) Abfolgen von Leben, Tod und ständiger Erneuerung.

Das Grundwissen über die Zyklen des universellen Lebens sind als alte vedische Kosmologie in den Sanskrit-Schriften gespeichert. Die Yugas sind dabei keine isolierten irdischen Zyklen, sondern sie stehen in Synchronizität mit den galaktischen Abläufen und den höherdimensionalen Zeitschemen unseres Universums. Die Yugas sind die großen Zeitrahmen, innerhalb deren die vielen irdischen Unterzyklen ablaufen.

Die Welt (das All) durchläuft einen „Yuga-Zyklus“ über insgesamt 4.320.000 (Erden-)Jahre und das wiederholen sich zyklisch wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

  • Satya-Yuga 4 x 432 000 = 1 728 000 (goldenes Zeitalter mit Wahrhaftigkeit, Reinheit und Tugendhaftigkeit)
  • Tretā-Yuga 3 x 432 000 = 1 296 000
  • Dvāpara-Yuga 2 x 432 000 = 864 000
  • Kali-Yuga 1 x 432 000 Erdenjahre

Total: 10 x 432 000 = 4,32 Millionen Erdenjahre

Das Leben auf der Erde befindet sich heute noch im „Kali Yuga“.

«Sie verstehen die Gesetze der Zeit nicht. Man kann nicht über Menschen urteilen, wenn man die Gesetze der jeweiligen Zeit nicht kennt.» (Lasar Moissejewitsch Kaganowitsch, 1893-1991)

3) Dualität

Hans-Joachim Maaz findet keinen Zugang zur wahren Dualität des Lebens der Menschen als göttliche Wesen in Einheit und im Kampf mit den satanischen Wesen des Alls.

Das Wesen des Kali-Zeitalters ist charakterisiert vom Verlassen der göttlichen Ordnung und der Wahrheit sowie der Überzeugung, selbst Gott zu sein.

Die „gefallenen und gottabgewandten Engel“ (Satan und seine satanistischen Vasallen) kamen vor 26.000 Jahren auf diesen Planeten Erde, um die Menschen zu versklaven, ihr Schicksal zu kontrollieren, ihre Lebens-Energie abzusaugen und ihre göttliche  Schöpferkraft auszubeuten.

Die dunklen luziferischen Engelkräfte und ihre irdischen Helfer (Satan) versuchen seit Jahrtausenden, die Menschen vom rechten Weg eines göttlichen Lebens abzubringen und sie in Versuchungen zu führen.

Die Menschen werden als Bewohner der Erde seither auf die Probe gestellt und immer wieder neu und anders in ihrer Göttlichkeit geprüft und herausgefordert. Dabei wirken im Kali-Zeitalter einige wesentliche Prinzipien oder Paradigmen:
1. Das Luziferische Prinzip
2. Das Individualismus-Prinzip
3. Das Herrschafts-Prinzip
4. Das Abstiegs-Prinzip
5. Das Kommunikations-Prinzip
6. Das Konfliktlösungs-Prinzip
7. Das Organisations-Prinzip
8. Das Wirtschafts-Prinzip
9. Das Selbstzerstörungs-Prinzip („Logik der Selbstausrottung“, die die Menschheit heute verfolge, in Rudolf Bahro: „Logik der Rettung. Wer kann die Apokalypse aufhalten? Ein Versuch über die Grundlagen ökologischer Politik, 1987)
10. Die Kombination der Prinzipien

4) Sozialität

Hans-Joachim Maaz findet durch Psychologisierung und Medizinierung der Gesellschaft keinen Zugang zur gesellschaftlichen Realität.

Hans-Joachim Maaz ist Psycho-Analytiker und Arzt, damit spezialisiert auf die ins Unbewußte zum Selbstschutz verdrängten seelischen Anteile eines einzelnen Menschen, die psychosozial und psychosomatisch die individuelle Gesundheit beeinträchtigen. Soweit hat er einen ziemlich spezialisierten individual-psychologischen Blick auf das Leben von kleineren Kollektiven (Sozial-Psychologie), größeren Gesellschaften (Soziologie, Sozialwissenschaften) und der globalen Menschheit (Kosmologie, Spiritualität.

Beispiel nach Maaz:

  • Symptom: Narzismus breitet sich in der kapitalistischen Gesellschaft als Persönlichkeitsstörung aus.
  • Ursache sei eine Fehlidentifikation des „Ichs“ und damit erworbene Selbstwertstörungen, die kompensiert werden durch Besitz, Konsum, Animation und Aktion

Nicht die individuelle menschliche Gier nach Geld ist Ursache, sondern der existentielle Zwang der Gesellschaft nach Geld.

Die verallgemeinerbaren Lebensregeln des Erlebens und Verhaltens von einzelnen Menschen ist jedoch nicht identisch mit dem Leben (und Sterben) von sozialen Gruppen, Gesellschaften und der ganzen Menschheit, ist nicht gespiegelt in der menschlichen Kollektivität. Die kollektive Psyche und der gemeinsame Geist (Gruppenbewußtsein) unterliegen weiteren Regeln und Gesetzmäßigkeiten durch erweiterte Wirkung und Wechselwirkung (Kommunikation, Interaktion und Kooperation) der individuellen und teilkollektiven Bestandteile.

5) Integrität und Integrales

Hans-Joachim Maaz findet keinen Zugang zu einem integrativen Blick auf die (deutsche) Gesellschaft.

Psychologisieren, Soziologisieren und Medizinieren statt Integrale Gesellschafts-Politik.

Deshalb ist die Psychologisierung und Medizinierung der Gesellschaft ein lobenswertes privates Hobby einiger Psychotherapeuten geworden, wodurch aber deren Antworten und Lösungen für die Gesellschaft und die Politik nicht sachlicher, heilender und positiv verändernder werden.

„Mit Psychologisierungist dieAusweitung psychologischer und psychotherapeutischer Denk- und Handlungsmuster auf politisch-gesellschaftliche Vorgänge ‚gemeint. Es geht dabei also um die Interpretation gesellschaftlicher Verhältnisse
durch und mit Hilfe psychologischer Annahmen und Theorien, ihr Verhältnis zum Alltagsdenken und ihre politische Wirksamkeit. Es gehtferner um die Funktionalisierung psychologischer Denkweisenals herrschaftsstützende Ideologie.“

(Peter Tzscheetzsch: Psychologisierung politischen Widerstandes, in: FORUM KRITISCHE PSYCHOLOGIE 35, S. 135)
https://www.kritische-psychologie.de/files/FKP_35_Peter_Tzscheetzsch.pdf

Fachlich ginge es dabei u.a. um

  • die Unmittelbarkeitswirkung psychologischer Denkmuster,
  • die Personalisierung bzw. Individualisierung gesellschaftlich verursachter sozialer Konflikte und  sachlicher Probleme (Rolle der Persönlichkeit in Gesellschaft und Geschichte),
  • die Vorstellung der Persönlichkeits-Wirkung in der Zuspitzung auf die »Täterpersönlichkeit« (Verantwortlichkeit),
  • die Definition von „Normalität“ und Abweichung (Psycho- und Soziopathie, „kranke“ Gesellschaft) in der Gesellschaft.
  • die Definition von „Ausgrenzung“ (politische Stigmatisierung, rechtliche Bestrafung, polizeiliche Maßnahmen, Isolation).
  • die Mittel und Methoden des Meinungs-Managements (Mind Control, Propaganda, Werbung, Schule) und Empörungs-Management (Kontrollierte Opposition).

Die feststellbare Psychologisierung der Gesellschaft durch freudianischen Therapiediskurs seit den 1960er Jahren („sexuelle Revolution“ Emanzipation der Frau) förderte einen Hyper-Individualismus,

  • der die Gesellschaft in einzelne konkurrierende Individuen im „homeoffice“ zerhackt (Margaret Thatcher 1987: „Es gibt keine Gesellschaft. Es gibt einzelne Männer und Frauen und es gibt Familien, und keine Regierung kann etwas tun, außer durch Menschen, und die Menschen schauen zuerst auf sich selbst“) und
  • der gesellschaftliche Probleme zu individuellen Herausforderungen verklärt (Jeder kann Millionär werden, wenn er sich nur genügend anstrengt)

„Die Psychologisierung gesellschaftlicher Probleme lenkt die Aufmerksamkeit weg von der eigentlichen politischen (Regierungs-)Verantwortung und hin zur Selbstverantwortlichkeit. Statt zu kollektivem Handeln zu ermutigen, wird uns weisgemacht, dass alles besser sein könnte, wären wir selbst nur resilienter.“

Dabei taucht die Frage nach der Stellung der Psychologie und der Psychologen, auch der Soziologie und Soziologen sowie der sozialen Schicht der „Intelligenz“ in der Gesellschaft auf.

  • C. Rogers empfhal, um die Gesellschaft zu verändern, Politiker, Unternehmer und andere gesellschaftlich relevante Kräfte einer Therapie zu unterziehen.
  • J.L. Moreno lud auf dem Höhepunkt der KubaKrise Kennedy und Chruschtschow zu einem gemeinsamen Psychodramaein.
  • P. Watzlawick u.a. interpretieren internationale Konflikte als »Interpunktionsproblem«.
  • Der Familientherapeut H. Stierlin betrieb den Versuch, die Aktionen der Rote Armee Fraktion (RAF) familiendynamisch aufzuschlüsseln« .

Derartige Neigungen, die Gesellschaft eher als den eigenen Klienten aufzufassen, Politiker zu deuten und nicht die eigenen Legitimationszwänge zu politisieren, transformiere Gesellschaft in ein Objekt therapeutischer Direktiven,

Es braucht eine (interdisziplinäre) integrative Gesamt-Schau auf die kollektive Lage der Deutschen in der Gesellschaft.

Hans-Joachim Maaz gibt uns viele wertvolle Anregung vor allem durch

  • seine allgemein-menschlichen Fähigkeiten zur kritischen Analyse und Synthese,
  • seine deutsche Mentalität des eigenständigen präzisen Denkens (Wissenschaftlichkeit),
  • seine verschiedenartigen eigenen Lebenserfahrungen in unterschiedlichen deutschen Gesellschaften sowie
  • die vielen und sehr unterschiedlichen Erfahrungen seiner Patienten in der psychotherapeutischen Praxis.

So gesehen sind die Deutschen in ihrem Land heute gespalten bzw. getrennt, vor allem von ihrer Göttlichkeit, von ihrer Geistigkeit, von ihrer wirklichen Quelle und damit auch von ihrer wahren Mission.  

Die kollektiven Psychogramme der Deutschen von Hans-Joachim Maaz

– 1989/1992: Der Gefühlsstau: Ein Psychogramm der DDR
– 2012: Die narzisstische Gesellschaft: Ein Psychogramm
– 2019: Der Gefühlsstau: Psychogramm einer Gesellschaft 
– 2020: Das gespaltene Land: Ein Psychogramm 

Hans-Joachim Maaz: Der Gefühlsstau: Psychogramm einer Gesellschaft (2019)

Buchbeschreibung:

„Zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall ähneln die Krankheitssymptome des ‚real existierenden Kapitalismus’ denen des ‚real existierenden Sozialismus’ auf erschreckende Weise. Es ist vor allem die Unfähigkeit, die Ursachen einer krisenhaften Fehlentwicklung zu erkennen und dementsprechend umzusteuern. Die Menschen der DDR sind von einem Leben organisierten Mangels in ein Leben organisierter Schulden übergewechselt. Das sind nur zwei Seiten der gleichen Medaille. Und die Medaille heißt: Narzissmus.“

 

Hans-Joachim Maaz: Das gespaltene Land. EIN PSYCHOGRAMM.

Buchbeschreibung:

DEUTSCHLAND AUF DER COUCH – PSYCHOGRAMM EINES GESPALTENEN LANDES
Die Menschen in Deutschland haben Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft. Über 80 Prozent der Bevölkerung machen sich sehr große bzw. große Sorgen, dass die gesellschaftlichen Gruppen weiter auseinander driften. Auch bei der Frage, was die Gründe dafür sind, setzt sich die Spaltung fort. Der Psychiater und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz macht in seinem neuen Buch eine zu geringe innerseelische Verankerung der Demokratie dafür verantwortlich. Dass Spaltung und nicht eine reife Form der Auseinandersetzung die politische Bühne prägt, erklärt er aus der tiefen Selbst-Entfremdung großer Teile der west wie der ostdeutschen Bevölkerung. Den neuen Rechtsruck hingegen hält Maaz nicht für die eigentliche Krankheit unserer Gesellschaft. Vielmehr sieht er in ihm das Symptom einer Spaltung, die tiefer reicht als die herkömmlichen Gegensätze von links und rechts, fortschrittlich und reaktionär, Ost und West, Traditionalismus und Globalismus. Wer etwas gegen die Vertiefung der Spaltung unternehmen will, darf sich nicht auf eine der beiden Seiten schlagen, sondern muss die darin zum Ausdruck kommende Psychodynamik untersuchen und verändern.

  • Wie es zur Spaltung unserer Gesellschaft gekommen ist und was jeder dagegen tun kann
  • Die psychodynamischen Quellen unserer heutigen gesellschaftlichen Probleme
  • Von einem gefragten Analytiker ost- wie westdeutscher Befindlichkeiten

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Inhalt:

1. Einführung
2. Vom Opfer zum Täter
3. Irrationalität zerstört Demokratie
4. Warum müssen Normopathien scheitern?
5. Das gespaltene Land
6. Demokratie, Freiheit und Liberalität in Gefahr
7. «Die Demokratie muss verteidigt werden» – was heißt das?
8. Der deutsche Schuldkomplex
9. Der Monster-Komplex
10. Der Kampf gegen das Volk
11. Vom Dialog zur Meinungsmacht
12. Hass und Hetze
13. Du Nazi! – Ich Nazi?
14. Neurotische Humanität
15. Die schweigende Mehrheit
16. Zur Psychodynamik möglicher gesellschaftlicher Krisenszenarien
17. Gibt es eine kollektive Selbstzerstörung?
18. Zivilcourage – anders
19. Pessimismus, Realität und Hoffnung

Pressestimmen

„Der psychologisch fundierteste Kenner der Ostdeutschen.“
n-tv.de, Solveig Bach

„Hans Joachim Maaz […] hält uns den Spiegel vor.“
mdr Fernsehen artour

„Eine Aufforderung, den Fokus wegzurichten von den Symptomen auf eine tieferliegende Problematik.“
ARD und mdr, Ellen Schweda

„Maaz ist kein Konformist, sondern ein origineller Kopf, der wider den Stachel löckt.“
Tagesspiegel, Eckhard Jesse

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Einführung 

(Buchauszug)

Ich kann dieses Buch nicht schreiben und veröffentlichen, ohne mich persönlich zu erklären. Meine «Weltanschauung» hat sich scheinbar gedreht, ohne dass ich mich bewusst oder für mich selbst erkennbar verändert hätte. Die Welt hat sich offenbar gedreht, so dass ich mich in einer anderen Position wiederfinde.
Ich fand bei Oskar Roehler als einleitende Metapher seines Romans «Selbstverfickung» in Anlehnung an Franz Kafkas Erzählung «Die Verwandlung»:
«Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, stellte er fest, dass er nicht mehr linksliberal war.
Und das war in dieser Gesellschaft schlimmer, als sich in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt zu haben.»

Diese Worte spiegeln meine Situation: Ich fühle mich ohnmächtig, hilflos ausgeliefert und verzweifelt. Ich bin zerrissen und irritiert, weil ich meine grundsätzliche soziale und ökologische Position keiner Partei mehr zuordnen kann. Meine prinzipiell therapeutische Einstellung, die ich auch für mein privates Leben als wesentliche Orientierung pflege – eine allen Menschen gegenüber respektvoll-empathische und verstehenwollende Einstellung –, findet in der gesellschaftlichen Situation immer weniger Resonanz.

Stattdessen dominieren in zunehmendem Maße Feindseligkeit und Hass bis hin zur Hetze das gespaltene Land. Um nicht missverstanden zu werden: Verstehen heißt nicht gutheißen, Empathie schließt Abgrenzung mit ein, und Respekt fordert auch klare Kritik.

Ich habe mit größter Irritation und mit Abscheu zur Kenntnis nehmen müssen, dass Deutsche mit Begeisterung in den Krieg gezogen sind, der Verfolgung Andersartiger und der Vernichtung der Juden zugestimmt und beides vielfach aktiv mitvollzogen haben.

Ich habe unter der Verlogenheit, der Repression, der Denunziation und der Gewalt gegen Andersdenkende in der DDR gelitten. Ich habe sowohl die nationalsozialistische als auch die sozialistisch-kommunistische Ideologie und Politik
als schwere Pathologie erkennen müssen.

Das millionenfache Duckmäuser- und Mitläuferverhalten ist mir immer zutiefst zuwider gewesen. Das hat sich als starkes Gefühl des Widerwillens auch nicht geändert mit der vor allem beruflich getragenen Erkenntnis, dass der Mitläufer zumeist aus seelischer Beeinträchtigung handelt. Dabei habe ich selbst die Gefahr des Opportunismus aus dem Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit erkennen und beherrschen lernen müssen.

Und jetzt erschüttert mich der Gedanke, dass die Gefahr für unsere Gesellschaft meiner Einschätzung nach keineswegs nur von «rechts» ausgeht, sondern auch von meinen bisherigen «natürlichen» Verbündeten,

  • den «Linken» im weitesten Sinne, die eine grundsätzliche Kapitalismuskritik aufgegeben haben und lieber mitregieren, statt überzeugende Konzepte für ökonomische und soziale Veränderungen zu entwickeln;
  • auch von den «Sozialdemokraten», die in der großen Koalition verloren zu gehen drohen und selbst
    mit Mindestlohn und Grundrente an Profil verlieren;
  • und von den «Grünen», die eine notwendige ökologische Realkritik zunehmend einer machtorientierten Ideologie und einem belehrenden Moralismus opfern.

Ich wollte das lange Zeit nicht für möglich halten und habe mich gegen diese Erkenntnis gewehrt, wohl aus Furcht, dass
ich meine intellektuelle und emotionale Heimat verlöre, unter der Ablehnung vieler meiner Freunde leiden würde und mich immer wieder erklären müsste, ohne Verständnis zu erfahren.
Doch der befürchtete Beziehungsverlust ist überhaupt nicht eingetreten, so gut wie allen meinen bisherigen «linken» Freunden geht es so ähnlich wie mir, und es bedeutet eine große Erleichterung, wenn wir uns über die angespannte politische Lage unserer Gesellschaft austauschen und verständigen können und eine breite Übereinstimmung in unserer kritischen Einschätzung feststellen. Dabei halte ich die Erfahrung, dass es Mut braucht, um die eigenen Bedenken, Sorgen und Bedrohungsgefühle öffentlich zu äußern, ohne dafür abgestraft zu werden, bereits für ein ernstes Zeichen von Demokratieverlust. Ich kenne inzwischen viele, die heimlich AfD wählen, ohne sich dazu zu bekennen, und darin einen letzten Versuch sehen, ihrem Protest gegen die Gesellschaftsentwicklung noch demokratisch Ausdruck zu verleihen. Da es über die aktuellen Themen der Gesellschaftskrise, insbesondere die ungelöste Migrationsproblematik und die europäische Geldpolitik, keinen überzeugenden demokratischen Diskurs mehr gibt, wird eine Partei gewählt, die von vielen ihrer Wähler gar nicht an die Macht gewünscht wird, die aber wenigstens den Unmut in die Länderparlamente und in den Bundestag bringt.
Ebenso absurd ist es, dass der Mainstream unserer Gesellschaft keine überzeugende und mehrheitsfähige Zukunftsvision
mehr zustande bringt, sondern immer hilfloser darum bemüht ist, das Krisenhafte unserer Lage zu leugnen, zu vertuschen oder moralisierend und ideologisierend zu verteidigen, während in zahlreichen TV-Shows verstörte Seelen eine neue Primitivkultur zelebrieren.

Andererseits wird der millionenfache Protest nicht als Potential für Erkenntnis und Veränderung genutzt, sondern
soll am liebsten durch den Verfassungsschutz erstickt werden.
Die Krise der Gesellschaft zeigt bereits an der Oberfläche auffällige Symptome, die Metastasen einer systemischen Erkrankung gleichen: die betrügerische Autoindustrie, die Skandale der Tier- und Pflanzenproduktion, die nicht mehr wirklich einsatzfähige Bundeswehr mit höchsten Beraterkosten, die Unfähigkeit, den Berliner Flughafen in Betrieb zu nehmen, der Dieselskandal mit den hochumstrittenen Grenz- und Messwerten, die fragwürdige Energiewende mit gleichzeitigem Atom- und Kohleausstieg, die finanziell hochgefährliche Euro-Rettungspolitik, die ungelösten Probleme der Deutschen Bahn, die Unfähigkeit, Asyl und Migration realitätsgerecht zu begrenzen, zu kontrollieren und zu regulieren. Das alles halte ich für Symptome einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung und eines Politikversagens, das aber mehrheitlich immer noch verleugnet, schöngeredet und geduldet wird.

Ich stimme Jakob Augstein, dem Verleger des «Freitag» zu, der als ein linksliberaler Journalist gilt:

«Was dem Sozialismus nie gelungen ist – den Westen in die Enge zu treiben –, dafür hat der globalisierte Kapitalismus nur wenige Jahre gebraucht. Es ist kein Wunder, dass sogenannte bürgerliche Parteien und Zeitungen der Revolution von rechts so hilflos gegenüberstehen. Sie haben sie verursacht. Jetzt ist sie ihnen peinlich. Sie haben einem ökonomischen System Vorschub geleistet, das nicht nur Ungleichheit und Ungerechtigkeit produziert – sondern auch den Zynismus der Massen. Es ist der Zynismus, den die Eliten selber vorleben und den sie jetzt dem Wähler vorwerfen. Der Erfolg der Rechten ist das Fieber Europas. Die Rechten sind nicht die Krankheit. Sie sind das Symptom!»1

https://www.spiegel.de/politik/ausland/rechtspopulismus-eu-brexitkolumne-von-jakob-augstein-a-1099330.html

Ich sehe heute einen entscheidenden Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschen.

Westdeutsche dürfen sich einbilden, sie hätten wirklich Lehren aus der Geschichte gezogen und mit dem Wirtschaftserfolg sowie der Achtundsechziger-Bewegung eine erfolgreiche Entwicklung zum «Guten» geschafft. Dass
bereits das «Wirtschaftswunder» einen erneuten Massenwahn signalisierte, ist im Genussrausch untergegangen mit der Überzeugung, dass die äußeren Erfolge die inneren Beschädigungen und Schuld getilgt hätten.

Die Ostdeutschen dagegen haben erneut ein repressiv-autoritäres und ideologisiertes System ertragen müssen. Eine anfängliche Zustimmung zu einem friedlichen Neubeginn hat sich angesichts der Realität schnell erschöpft, der
Widerwille hat das System kollabieren lassen. Ostdeutsche sind aus der Zeit ihrer DDR-Erfahrung gegenüber Verlogenheit, Heuchelei, der Manipulation politischer und medialer Macht ausgesprochen sensibel bis allergisch. Sie sind nicht so sehr durch Geld und soziale Anerkennung geblendet und korrumpiert – ganz einfach auch, weil sie weniger davon haben. In der westdeutschen Sozialisation hingegen dominieren seit über 70 Jahren materielle Werte und eine Abhängigkeit vom sozialen Status.

Das ist der Grund, weshalb aktuell der politische Protest vor allem aus dem Osten kommt.
Nach meiner Erkenntnis sind Ostdeutsche, aber auch Ältere und Berentete politisch wesentlich besorgter und öffentlich kritischer als Westdeutsche sowie Jüngere, die von Arbeit und Anerkennung noch abhängig sind. Verlusterfahrungen und Bedrohungsszenarien sind sowohl im Osten Deutschlands als auch bei den Älteren wesentlich stärker ausgeprägt.

Ich selbst bin in dieser Sache ein Betroffener: Im Alter von zwei Jahren habe ich mit der Vertreibung aus dem ehemaligen Sudetenland meine Geburtsheimat verloren. Die emotionale und soziale Heimat meiner Kindheit, Schul- und Studentenzeit sowie der Tätigkeit in der DDR – mit den damit verbundenen, mich prägenden menschlichen Erfahrungen von Liebe, Sexualität, Freundschaft, Verrat, Repression, Bewährung und Würde – habe ich mit der Vereinigung Deutschlands verloren. Der Verlust wurde mir aber erst nach der Euphorie der Wende und der ernüchternden Enttäuschung über das westliche Leben schmerzlich spürbar, als ich in den neuen Zwängen, Heucheleien und Betrügereien, in den Machtkämpfen nur eine andere Form problematischer Sozialisation zur Kenntnis nehmen musste, mit ebenso massenhaften Selbst-Entfremdungen der Menschen. Das Bemühen, auch in einer narzisstischen Gesellschaft die Würde zu wahren, sich nicht zu verkaufen, dem Geld keine Herrschaft über alle Beziehungen zu gestatten, das war die neue Herausforderung, ganz ähnlich wie ehemals in der DDR: keine ideologische Unterwerfung zu akzeptieren.

Aktuell geht es einmal mehr darum, nicht zum Opfer einer ideologisierenden und moralisierenden Manipulation zu werden. Erneut erlebe ich einen drohenden Heimatverlust bezogen auf Deutschland. Die Globalisierung, eine One-World-Vision – grenzenlos, staatenlos –, die Migration und die Angst vor einem politischen Islam bedrohen alle meine nationalen, traditionellen, kulturellen und religiösen Verankerungen, die den wesentlichen Halt und eine hilfreiche Orientierung für meine Lebensgestaltung und sichernden Beziehungserfahrungen bilden.

Wir Menschen brauchen soziale Strukturen, in denen wir uns beheimaten können, und zwar umso mehr, je größer die persönliche Selbst-Entfremdung ist. Aus politischen, ideologischen, moralischen oder religiösen Gründen vorangetriebene gesellschaftliche Entwicklungen scheitern in der Regel am Beharrungsbedürfnis der oft mühevoll erworbenen psychosozialen Stabilisierung. Eine aufgenötigte gesellschaftliche Veränderung wird dann für viele
Menschen zur Bedrohung mit der Gefahr, irrationalen Rettungsversuchen zu verfallen.

  • Der Nationalsozialismus ist am rassistischen Massenwahn gescheitert und hat sich via Krieg selbst zerstört.
  • Der real existierende Sozialismus der DDR ist an der Illusion eines besseren Menschen sowie an ideologischen Lügen und ökonomischen Fehlern gescheitert.
  • Die heutige narzisstische Gesellschaft betäubt sich mit Konsum und Animation und zerstört mit ihrer
    Wachstums- und Profitsucht die ökologischen Lebensgrundlagen und das soziale Miteinander der Menschen.

Als Psychoanalytiker halte ich eine Deutung für möglich, wonach die unterdrückten, tabuisierten, unentwickelten gesunden Selbst-Anteile, die in einer normopathischen Gesellschaft den Selbst-Entfremdungen zum Opfer fallen, sich unbewusst zur Wehr setzen – sie bilden dann die Symptome, an denen die bisherige Gesellschaft zerfällt, kollabiert oder sich selbst zerstört, verbunden mit der Hoffnung auf Befreiung zu einem echteren Leben.
Ich weiß, dass man massenpsychologische Entwicklungen nicht wirklich aufhalten kann. Leider eröffnet erst eine Katastrophe – wie in der Medizin eine schwere Erkrankung – eine Chance für tiefere Erkenntnis und Veränderung. Solche Katastrophen haben wir in Deutschland schon mehrfach verursacht und erleiden müssen, die notwendigen Erkenntnisse und Konsequenzen haben nach meiner Einschätzung nie eine tiefenpsychologische Dimension erreicht, sondern immer nur zu äußeren Veränderungen geführt.

Aber immer bleibt die ganz persönliche Frage – bin ich Mitläufer und Mittäter einer Gesellschaftspathologie oder bin ich ihr Kritiker? Bleibe ich der eigenen Würde verpflichtet, persönliche Selbst-Entfremdungen aufzudecken und so gut es geht zu überwinden? Auf die Frage, was richtig und gesund ist, gibt es niemals eine eindeutige und zeitlose Antwort, aber es gibt die lebenslange Verantwortung, das eigene Denken, Fühlen und Handeln immer wieder kritisch zu reflektieren. Bin ich nur angepasst, um Selbst-Entfremdungen zu kompensieren, oder vielmehr gefordert, gesunde Selbst-Anteile auch gegen Widerstände zu vertreten?
Alles, was ich seit meiner Jugend zu verstehen, zu riskieren, zu tun und zu lassen bemüht war und bin, diente und dient
der Wahrung meiner Würde in dem Sinn,

  • falsche elterliche Einflüsse zu überwinden,
  • allen Experten auch zu misstrauen,
  • alle politischen Positionen nach Sinn und Wert zu untersuchen
  • und das vielfache Mitläuferverhalten, angefangen von der Mode, dem Lagerdenken, der Vereinsmeierei bis hin zur Macht des Mainstreams und dem moralischen Druck politischer Korrektheit kritisch zu hinterfragen.

Die Krise einer Gesellschaft wird in ihrer Spaltung erkennbar: wenn die «Guten» und «Gerechten», wenn die, die sich auf der «richtigen Seite» fühlen, den «Gestrigen», den «Populisten» und «Feinden» gegenüberstehen und der Disput über unterschiedliche Positionen und Berechtigungen durch Machtkampf ersetzt wird. Die Front ist dann auf äußere Themen verschoben, um eine gemeinsame tiefreichende Betroffenheit im Symptomkampf abzuwehren. Der Feind ist dann das Wundpflaster und Racheopfer für die eigenen seelischen Verletzungen!

Meine Perspektive ist eine psychodynamische:

Ich will menschliches Verhalten verstehen und vergleichen, das aus seelischer Entfremdung, sozialen Zwängen und Nöten resultiert. Sie bilden die Basis für persönliches Fehlverhalten und massenpsychologisch für die Entwicklung einer gesellschaftlichen Normopathie.
Rechtsextreme und linksextreme Positionen sollten nicht als besser oder schlechter gegeneinander abgewogen werden, sondern als durchaus vergleichbare Störungen – wie zwei Seiten einer Medaille. Die Medaille, um die es dabei geht, ist unsere narzisstische Normopathie als eine Lebensform, die zur Krise geworden ist. Der «Geschwisterkrieg» zwischen «links» und «rechts» ist ein klassischer Stellvertreterkrieg gegenseitiger Schuldzuweisungen, um die gemeinsam zu verantwortende Bedrohung durch unsere süchtige Lebensform zu verleugnen. Die wachsende Diffamierung der jeweils anderen Seite diagnostiziere ich als ein Symptom des Demokratieverlustes bei zunehmender Irrationalität.

Eine lohnende Aufgabe wäre es hingegen, aus «rechten» wie «linken» Extremen die berechtigten kritischen Inhalte herauszufiltern, die dabei helfen können, die Krise der Gesellschaft zu verstehen und verbesserte Lebensformen zu finden.
Von der aktuellen Gesellschaftskrise besonders gefährdet sind die herrschenden Eliten, denn sie haben am meisten zu verlieren, nicht nur Macht und Geld, es stehen auch ihre lebensprägenden und bisher so erfolgreichen Selbst-Entfremdungen zur Disposition. Die Minderheit der Protestler ist nicht unbedingt «echter» aufgestellt – den Beteiligten dient die Kritik vielleicht auch nur der Abwehr von Selbst-Entfremdung, lediglich auf einer anderen äußeren Bühne. Aber als Opposition sind sie natürlich unverzichtbar, da sie sich gegen den Strom stellen und Chancen der bitteren Erkenntnis und für Gesellschaftsveränderungen eröffnen. Dabei gibt es keine Garantie dafür, dass ein Machtwechsel wirklich zu Verbesserungen führt – wenn man, wie ich es tue, nicht nur äußere Veränderungen, sondern innerseelische Erkenntnis mit wirklicher psychosozialer Reife zum Maßstab macht.

Indem ich das hier niederschreibe, folge ich meinem Pflichtgefühl – dank meiner therapeutischen Erfahrungen Diskussionsmaterial zur Verfügung zu stellen. Es geht um die tiefenpsychologischen seelischen Prozesse, die einem
Therapeuten, meist erst bei krankheitswertiger Not, mit großen Mühen und erheblichen Widerständen allmählich anvertraut werden, dann aber die Ursachen für Erkrankung, Fehlverhalten und soziale Konflikte erschließen helfen.

Wer sich den mühevollen Weg durch meine Ausführungen ersparen will, dem sei folgende Zusammenfassung angeboten:
Eine demokratische Gesellschaft muss innerseelisch und beziehungsdynamisch verankert sein.

Eine nur äußere politische Demokratie fordert Anpassung aller Selbst-Entfremdeten, die entschädigt werden muss, etwa durch versprochenen Wohlstand und soziale Sicherheit für alle. Geht diese Kompensation verloren, verliert auch die nur politisch durchgesetzte Demokratie an Überzeugungskraft. Eine allein auf äußere Erfolge ausgerichtete
normopathische Demokratie kommt dann in die Krise. Die bislang erfolgversprechenden Anpassungen werden fragwürdig und befriedigen nicht mehr ausreichend. Damit werden alle bisher nur entschädigten Selbst-Entfremdungen wieder ihrer Kompensationsfunktion entkleidet. Das ist die Geburtsstunde der Irrationalität als dem letzten Rettungsversuch eines falschen Lebens. Das ist unsere aktuelle gesellschaftliche Situation!

Ich bin mir im Klaren darüber, dass angesichts weltweiter Realbedrohungen durch Gewalt und Terror, durch Armut,
Hunger und Wassermangel, durch Migration, durch Klimaveränderungen, Umweltzerstörung, durch gefährliche Finanz- und Wirtschaftskrisen meine Ausführungen als naiv, idealistisch oder utopisch abgetan werden können. Das wird jeder nach seinen Möglichkeiten bewerten. Die Frage, wie ich selbst mich unter dem nationalsozialistischen Machtsystem verhalten hätte, hat mich zeitlebens beschäftigt. Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht! Wer sich aus heutiger Sicht als Widerständler phantasiert, der hat nichts von den unbewussten Kräften der Entfremdung und eines Gruppendrucks verstanden. Meine Unklarheit war für mich ein ausschlaggebendes Motiv für eine klare Abgrenzung zu den antidemokratischen, repressiven Machtverhältnissen in der DDR und ist es auch heute wieder. 1933, 1945 und 1989 sind
Jahreszahlen für bedeutende historische Umbrüche, ohne dass die Quellen gesellschaftlicher Fehlentwicklungen wirklich erkannt oder gar ausgetrocknet worden wären. Die Farben normopathischer Politik können sich ändern, ohne dass die Menschen, die sie tragen, sich wesentlich verändert hätten.
Die Antwort auf meine Frage finde ich in den psychosozialen Entwicklungsbedingungen, die wir als Kinder förderlich erfahren oder verstörend erleiden und die das spätere Verhalten prägend beeinflussen.

Als Arzt und Psychotherapeut in der DDR hatte ich umfassend Gelegenheit, individuelles und kollektives Fehlverhalten als Folge frühester Erziehungsrepression zu erkennen und zu behandeln. Diese Erfahrungen haben mich sensibilisiert, auch heutige gesellschaftliche Probleme auf ihre möglichen psychosozialen Quellen zu erforschen. Politik wird stets
von Menschen gemacht. Sie beeinflussen oder beherrschen die Medien, die Kultur, die Wissenschaft und die Religion. Und das, was sie tun, was sie für richtig oder falsch halten, hängt vom Grad ihrer seelischen Gesundheit oder Entfremdung ab. In einem gespaltenen Land muss man leider davon ausgehen, dass sich jeweils einseitige Entfremdungen und Verstörungen feindselig gegenüberstehen. In diesem Buch bin ich bemüht, die Quellen eines destruktiven paranoischen Massenverhaltens, das feindselige Spaltungen fördert und den demokratischen Diskurs
verhindert, zu erfassen und zu beschreiben. Eine normopathische Gesellschaft verbannt Einsicht und Vernunft. Der zu erwartende Kollaps ist eine Chance für tiefere Erkenntnis. Die eigene Selbst-Entfremdung zu verstehen ist die beste Vorbereitung.

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