Die Helden der Arbeit!

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Auch ich gehöre zu den „Helden der Arbeit“ der DDR – ohne offizielle Auszeichnung

„Held der Arbeit“ war eine der höchste Auszeichnung in der DDR. Gelernte DDR-Bürger verwenden die Bezeichnung mitunter heute noch satirisch, um eine besondere Leistung zu würdigen.

Als junger Mensch, in der DDR aufgewachsen, und durch die DDR geprägt, galt auch für mich: „Bau auf, bau auf, bau auf, bau auf, Freie Deutsche Jugend, bau auf! Für eine bess´re Zukunft richten wir die Heimat auf!“  (FDJ-Lied). Das war doch nach dem Krieg eine gute Lebensorientierung und Zukunft, wovon die jungen Menschen heute nur träumen können! Was sollte schlecht daran sein?

Und Arbeiten hat bei den Deutschen generell, in der Aufbruchszeit in Deutschland nach dem Zusammenbruch 1945  besonders (siehe Trümmerfrauen), aber in der DDR speziell eine große Bedeutung.  Alles mußte im besetzten deutschen Land durch fleißige und organisierte Arbeit wieder aufgebaut werden. Die Menschen im zertrümmerten Deutschland mußten sich auch entscheiden, ob sie den alten bekannten gesellschaftlichen Weg gehen wollen oder einen völlig neuen alternativen Weg.

Bedeutung von Lernen und Arbeiten für mich

Lernen (etwas verstehen) und Arbeiten (etwas Schaffen) sind vielleicht meine wichtigsten Ausrichtungen im Leben. Vor allem im Jugendalter gehörten noch dazu

  • Spiel (Brettspiele, Romé, Mikado, „Name-Stadt-Land“, Federball, Klettern – nur kein Skat!) und
  • Sport (Wandern, Laufen, Handball, Volleyball, Völkerball, Tischtennis – nur kein Fußball!)

Sogar noch während meiner Ausbildungszeit arbeitete ich schon körperlich in verschiedenen Bereichen. 

In die Schule ging ich gern und lernte auch gern. Aber in den großen Ferien wurde mir immer die Zeit ohne Schule zu lang und als ich 14 Jahre alt war, da ging ich in jeder großen Ferienzeit in verschiedene Betriebe arbeiten (auch um Geld verdienen für das, was ich als junger Mensch gern kaufen wollte: Ein Kofferradio oder ein neues Fahrrad).

  • Mehrmals war ich in einem „Betonwerk“ in Senftenberg in den großen Sommerferien arbeiten und baute an den Betonplatten für den Wohnungsbau mit. Ich machte natürlich Hilfsarbeiten oder wurde angelernt (z.B. als Eisenbieger oder Eisenflechter für die Armierung bzw. Verstärkung der Betonbauteile zur Erhöhung der Tragfähigkeit). Ich weiß noch, wie ich morgens zu Schichtbeginn 6 Uhr vor Kühle ziemlich fror und klapperte, und mir dann am Nachmittag im Schlosseranzug vor Hitze der Schweiß über den Körper floß.
  • Ein anderes mal arbeitete ich in der Schlosserei dieses „Betonwerkes“ und ich flickten einige Dächer der Schutzdächer, die über die gegossenen neuen Betonteile geschoben wurden. Oder ich machte alte rostige Schrauben wieder nutzbar, denn in der DDR gab es keinen Überfluß an Material, das einfach in gewünschter Güte und Menge im Baumarkt hätte gekauft werden können. Also wurde Altes nicht einfach weggeworfen, sondern irgendwie und kreativ wieder funktionsfähig gemacht.
  • In einem weiteren Jahr habe ich beim Bau einer neuen Feuerwehr in Senftenberg als Hilfsarbeiter mitgewirkt. Meine Aufgabe war es u.a., im weichen sandigen Boden die Gruben für die großen Kraftstofftanks der Feuerwehr mit einer Schaufel auszuheben. Der Sand war dort so weich, daß man entschied, keinen Bagger zu nutzen, sondern die meiste Arbeit per Hand mit der Schaufel zu machen. Wir waren zu dritt und ich weiß davon noch, wie wir immer wieder verzweifelten, weil der Rand unserer schon tiefen Grube, immer wieder herunterrutschte und die Arme immer länger und müder wurden, den Sand noch oben zu werfen.
  • Später arbeitete ich auch einmal in einer Brikettfabrik in Brieske bei Senftenberg, in Nachtschichten, weil da Hilfe gebraucht wurde. Ich hatte eine, wahrscheinlich gesundheitlich ziemlich fragwürdige Aufgabe zu erledigen: Ich mußte nämlich den feinen Kohlenstaub, der beim Transport in dieser alten Fabrik vom Transportband fiel, zusammen kehren und wieder auf das Band hoch schaufeln, damit es zur Brikettherstellung genutzt werden konnte und damit die Bereiche und Gänge neben den Transportbändern nicht voller Kohlenstaub-Haufen waren, denn diese hätten sich entzünden und eine Verpuffung hervorrufen können. Eine solche Verpuffung, die in einer anderen Fabrik in Lauchhammer einmal mit erlebte, kann ziemlich viel zerstören und Brände hervorrufen, so daß ein Produktionsausfall für länger Zeit entstehen konnte. Deshalb war meine dreckige Arbeit ziemlich wichtig. Das waren wohl meine ersten Nachtschichten und ich erinnere mich nicht nur an die Dunkelheit durch den Staub (Das Lampenlicht bei den Bändern konnte kaum durchdringen), an den permanenten Lärm durch das unaufhörliche Rollen der großen Transportbänder, an das unangenehme Gefühl in der Nase, durch die ich wegen des verkrusteten Staub-Schleim-Gemisches kaum atmen konnte, und an das komische Gefühl des Ganz-Allein-Seins bei der Arbeit im Dunklen und im Lärm. Ich erinnere mich auch noch daran, wie ich des Nachts zwischen 1 Uhr und 3 Uhr (aufgrund des natürlichen Biorhythmus`) sehr müde wurde und deshalb die schon schwere Körperarbeit zusätzlich noch schwer viel. Ich hätte damals in jeder dieser schweren Nachtschichten so gern alles einfach hingeworfen, aber so eine Erfahrung trainiert die Selbst-Disziplin: Ich hatte eine Aufgabe und die war noch nicht erfüllt!
  • Während meiner Lehrzeit ging ich sogar einmal in den Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten. Diesmal nahm ich eine Arbeit in Nachtschichten als „Kuppler“ bei der Eisenbahn (DR = Deutsche Reichsbahn) auf dem Senftenberger Rangierbahnhof an. Das war interessant und neu, aber zugleich makaber für mich, weil sich die Eisenbahn-Arbeiter dort in den Pausen einen Jux daraus machten, mir als „jungen Spund“ von einigen schlimmen Unfällen beim Rangieren der Eisenbahnzüge zu erzählen. Jeder arbeitete in einem Rangier-Gleis allein und mußte die dort einrollenden Eisenbahnwagen mit den schweren Kuppeln per Hand einhaken. Obwohl ich jung und in meinem Selbstbild recht stark war, schaffte ich es in den ersten Schichten aber nicht, in der vorgegeben Zeit (es ging um die Einhaltung des Fahrplanes, den auch die Güterzüge haben!), meinen Zug im Gleis fertig zu verkuppeln, so daß die Lok den fertigen Zug auf den geplanten Weg ziehen konnte. Wahrscheinlich schaffte ich mein Arbeits-Soll auch deshalb nicht, weil ich in der Nacht zwischen den Wagons und im Dunkeln (denn Licht von irgendwelchen Funzeln auf diesem Rangierbahnhof kam nicht zu mir durch) ständig auf alle mir unbekannten Geräusch lauschte, denn mein Kopfkino durch die offenbar wirklich passierten schrecklichen Unfälle blockierte mich. Endlich kam mir einer der Eisenbahner zur Hilfe und zeigte mir den Trick beim Verkuppeln der Wagons. So schaffte ich es dann auch und kam gesund ins neue Jahr.

Meine Arbeitsverhältnisse, in denen ich zum Wachsen und Werden der DDR beitrug,

  • als wissenschaftlicher Assistent an der Sektion Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena,
  • als Führungskraft in drei verschiedenen Bereichen im VEB Kombinat Carl Zeiss Jena (Betriebspsychologie, Kombinatsfachdirektion Technologie und Rationalisierung, Kombinatsakademie),
  • als Führungskraft in der Betriebsakademie des Ministeriums für Allgemeinen, Landmaschinen und Fahrzeugbau der DDR in Brielow/Brandenburg,
  • als Mitarbeiter der Abteilung Wissenschaftspsychologie der Bauakademie der DDR in Berlin.

Am 1.4.1990 wurde ich Gesellschafter und Mitarbeiter der „Gesellschaft für Innovation, Beratung und Training GmbH (GIBT)“. 

Arbeit war in der DDR ein hoher sozialer Wert.

(1) „Arbeiten“ gehört offenbar zu den wertvollen Tugenden und Qualitäten der Deutschen. Beispielsweise verweist eine Redensart auf die nationalen Unterschiede zwischen Deutschen und Franzosen: Der Deutsche lebt, um zu arbeiten und der Franzose arbeitet, um zu leben.“

Viele deutsche Sprichwörter zeugen vom Wert der Arbeit.

  • Arbeit hat bittere Wurzeln, aber süße Früchte
  • Arbeit ist das halbe Leben
  • Arbeit macht das Leben süß (Faulheit stärkt die Glieder)
  • Arbeit macht uns frohe Tage, Trägheit wird uns selbst zur Plage
  • Arbeit schändet nicht
  • Arbeit, Mäßigkeit und Ruh, schließen dem Arzt die Türe zu

(2) Die Arbeit mußte einen hohen Stellenwert beim „Aufbau des Sozialismus“ – einer völlig neuen Gesellschaftsordnung – in der DDR einnehmen. Ohne Arbeit ging das nicht, die gebratenen Tauben flogen uns nicht in den Mund. Es sollte ein „Arbeiter- und Bauer-Staat“ errichtet werden, dessen Menschen durch ihre Arbeit zum anwachsenden Wohle aller im Lande beitrugen. Die „Diktatur des Proletariats“ sollte dabei sichern, daß nicht erneut ein parasitäres System von Ausbeutern (Kapitalisten) entsteht, in dem einige Wenige auf Kosten der Meisten sehr gut leben könnten (Konzept in Deutschland vor dem Krieg und in West-Deutschland weiterhin nach dem Krieg).

(3) Ohne bewußte und zielgerichtete Arbeit ging der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft nicht, weshalb auch die Arbeiter in der Industrie und die Bauern in der Landwirtschaft (später verallgemeinert auf die gesamte arbeitende DDR-Bevölkerung die „Werktätigen„)  auch hohe Wertschätzung bekamen. Auf diesem völlig neuen Arbeits-Gebiet machten wir Mittel-Deutschen in der DDR auch viele Fehler, denn „nur wer arbeitet, macht auch Fehler“.

(4) Es gab in der DDR ein einheitliches sozialistisches Arbeitsgesetz. Dieses basierte auf Rechten und Pflichten des Individuums gegenüber der Gesellschaft, nicht auf Vertragsfreiheit im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches der BRD. So gab es auch keine „Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, deren verwendete Begrifflichkeit im Westen sogar als manipulativ falsch angesehen wurde, denn der Arbeiter (als Arbeitgeber) muß auf dem Arbeitsmarkt seine Arbeitskraft und Arbeitsleistung dem Kapitalisten (als Arbeitnehmer) verkaufen.

(5) Das gesetzlich verbriefte „Recht auf Arbeit“ gab es nicht nur,  sondern das wurde auch für jeden durchgesetzt. Nach der Ausbildung als Lehrling oder als Student wurde eine mehr oder weniger der Ausbildung entsprechende Arbeitsstelle vermittelt oder sogar extra geschaffen. Keiner war arbeitslos! Doch, in den sozialistischen Betrieben gab es Arbeitslose, sie wurden „mitgeschleppt“ und „durchgefüttert“. Viele Arbeitslose in der DDR waren nicht ohne vertragliche Arbeitsstelle zu Hause und bezogen Arbeitslosengeld vom Staat, viele hatten Arbeitsplätze und bekamen Arbeitslohn, aber hatten keine oder wenig ARBEIT – weil die Organisation schlecht war, weil kein Material da war, weil einfach geschludert wurde

(6) Zusätzlich gab es genug in der DDR zu tun und es fehlten immer überall Arbeitskräfte – auch weil insgesamt 2,7 Millionen qualifizierte „Arbeitskräfte“ bis 1961 (Ende der offenen Grenze) in den „goldenen“ Westen abhauten oder gezielt abgeworben wurden (die BRD nennt sie einfach „Übersiedler“).

(7) Eine Besonderheit stellten die DDR-Leistungssportler dar. Die Existenz als „Profisportler“ war mit der sozialistischen Werteordnung nicht vereinbar. Der ökonomische Aspekt der Existenzsicherung oder Geschäftstätigkeit als Profi-Sportler wurde als Selbstausbeutung verstanden, die zur Schädigung des Sportlers führen würde. Deshalb waren die sehr geförderten Leistungssportler der DDR  entweder Schüler (meist in speziellen Kinder- und Jugendsportschulen mit Abschluß der 10. Klasse oder Abitur) oder Studenten an Fach- oder Hochschulen oder Angehörige der NVA (Armeesportclub) oder formell als Werktätige in Betrieben angestellt.  Diese Sportler erhielten Schul- und Berufsausbildungen, sie studierten und  arbeiteten tatsächlich als Fachleute in Betrieben, während sie einen Großteil der Studien- oder Arbeitszeit für sportliches Training und Wettkämpfe nutzten konnten. Für ihre Existenz sorgte die Gesellschaft – auch nach ihrer aktiven Sportlerkarriere. Im Gegensatz zum Profi im kapitalistischen System verfügten die DDR-Leistungssportler

  • über berufliche Ausbildungen und Studienabschlüsse,
  • über bestimmte Einkommen aufgrund gültiger Arbeitsverhältnisse,
  • über Gesundheitsversorgung bei Sport-Unfällen oder anderen Erkrankungen,
  • über Rentenansprüche, wofür die aktive Sport-Laufbahn angerechnet wurde.

Held der Arbeit

In der Sowjetunion

„Held der sozialistischen Arbeit“ (russisch: Герой Социалистического Труда) ist ein Titel, den Personen erhielten, die sich durch herausragende und innovative Leistungen um die wirtschaftliche Entwicklung der UdSSR verdient gemacht hatten. Es war eine der höchsten Auszeichnungen des Landes und wurde zusammen mit dem Leninorden verliehen.

In Rußland

Russlands Präsident Putin hat im März 2013, mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, die Auszeichnung „Held der Arbeit der Russischen Föderation“ per Dekret eingeführt. Die Träger erhalten neben einer Urkunde auch eine Gold-Medaille mit einem Gewicht von 15,25 Gramm. (Wikipedia)

In der DDR

Der Ehrentitel „Held der Arbeit“ war eine staatliche Auszeichnung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die in Form einer Medaille verliehen wurde. Gestiftet wurde der Titel am 19. April 1950. Seine Verleihung war auf 50 Auszeichnungen pro Jahr begrenzt. Mit der Verleihung war eine Prämie bis zu 10.000 Mark verbunden.

Der Ehrentitel Held der Arbeit sollte bahnbrechende Taten für den Aufbau und den Sieg des Sozialismus in der Volkswirtschaft auszeichnen. Er war insbesondere für Taten in der Industrie, der Landwirtschaft, dem Verkehr oder dem Handel oder für wissenschaftliche Entdeckungen oder technische Erfindungen vorgesehen. (Wikipedia)

In meinem Geburtsjahr 1950 wurde erstmals in der DDR dieser Titel und Ordnen „Held der Arbeit“ verliehen. Interessanterweise gehörten zu den Erstausgezeichneten viele aus meiner unmittelbaren Heimat:

  • Luise Ermisch (Damenschneiderin Halle/Sachsen-Anhalt ),
  • Regina Dinger (Chemikerin Halle/Sachsen-Anhalt ),
  • Franz Striemann (Stuhlmeister Cottbus),
  • August Engel (Häuer Mansfeld/Sachsen-Anhalt ),
  • Ilse Biesmann (Ringspinnerin Nieder-Schmalkalden, Thüringen),
  • Josef Wenig (Obersteiger, SDAG Wismut/Sachsen und Thüringen – weltweit viertgrößter Produzenten von Uran),
  • Kurt Baum (Ingenieur Halle/Sachsen-Anhalt ),
  • Heinz Uhlemann (Maurer Zwickau/Sachsen),
  • Georg Scheliga (Direktor Sondershausen, Thüringen),
  • Paul Heine (Lokführer Leipzig/Sachsen),
  • Ingeborg Endter (Ringspinnerin Nieder-Schmalkalden,, Thüringen),
  • Erich Schneider (Kraftfahrer Dresden/Sachsen),
  • Edith Pempel (Ringspinnerin Nieder-Schmalkalden, Thüringen),
  • Ilse Richter (Träuflerin Radeberg/Sachsen)

Nicht alle Menschen in der DDR wurden zu Helden der Arbeit der DDR

  • Viele Menschen (zirka 2,7 Millionen) flüchteten aus der DDR durch die offene Grenze bis 1961. Die allermeisten davon nahmen eine gute fachliche Qualifizierung durch das DDR-System mit (es wurde z.B. medizinisches Personal im Westen sehr gern Willkommen geheißen). Sie haben die Ausbildungs-Gebühren aber auch nie an das sozialistischen Land zurück gezahlt.
  • Weitere Tausende flüchteten erst zum Ende der DDR-Zeit aus dem Urlaub über Ungarn, Polen, Tschechoslowakei in den Westen. Sie wirbelten in der DDR noch einmal viel Staub auf, hinterließen viele leere Arbeitsplätze und vollbrachten damit auch keine besseren Antworten für eine Erneuerung der DDR. Sie wollten „freie Reisende“ sein und keine „Werktätigen“ mehr, sondern lieber „Arbeitnehmer“ auf dem freien Arbeitsmarkt in der illusionären Welt der unbegrenzten Möglichkeiten.
  • Viele Menschen blieben zwar in der DDR, aber sie „flüchteten“ aus der DDR im Inneren (in einer Art „Innerer Kündigung“) durch ihren stillen oder offenen Widerstand gegen das sozialistische Gesellschaftssystem (a la „DDR“) und die konkrete deutsche Staats-Macht der „Diktatur der Proletariats“. Einige davon hätten viel besser ernst genommen werden sollen. Doch, weil man das nicht tat, wurden sie oft sogar zu Feinden.
  • Viele Mitläufer arbeiteten „unauffällig“ das Geforderte ab, nahmen aber vor allem die Vorzüge des DDR-Lebens gern entgegen. Sie kannten die gesellschaftlichen Spielregeln: Es war in der DDR fast unmöglich, jemand zu kündigen und aus dem Betrieb zu entfernen. Ich erlebte sogar Beispiele, daß einige hervorragende Fachspezialisten, die ihren Wert kannten, zur Arbeit kamen, wann sie wollten. Viele dieser DDR-Nutzer wurden beispielsweise im Frühjahr regelmäßig krank und heilten sich selbst durch fleißige Arbeit in ihrem Kleingarten. Sie fehlten in den Betrieben. Viele davon hatten ihre privaten Kleingärten und Lauben auch recht gut ausgestattet – durch die Mitnahme und Verwendung von Werkzeugen und Materialien aus den volkseigenen Betrieben. Das fehlte in den Betrieben.

Die meisten sogenannten „Bürgerrechtskämpfer“ am Ende der DDR-Zeit wollten anfangs eine bessere DDR, keine deutsche „Vereinigung“. Ein wichtiger Leitsatz aller Kritiker der DDR aus dem Inneren der DDR kam noch 1989 aus dem Herzen: „Wir sind das Volk!“.  Es war nicht ihr Demo-Slogan:  „Wie sind ein Volk!„. Das war die manipulative Idee, die aus dem Westen kam und dann brutal manifestiert wurde. Die historische Erfahrung zeigte dann später, daß wir im angeblich „wieder-vereinigten Deutschland“ längst nicht mehr EIN (deutsches) Volk waren. Die ausgezeichneten und unbekannten „Helden der Arbeit der DDR“ hatten im kollektiven Bewußtsein deutliche Spuren hinterlassen.

„Hätter und Wenner“

Vielleicht hätte im Herbst 1989 eine neue Landes-Führung unter mutiger und konsequenter Moderation eines charismatischen und kreativen Mannes  die DDR-Bevölkerung alternativ fragen sollen: Wer will in der DDR bleiben, sich für ihre weitere Existenz und für eine bessere sozialistische Zukunft persönliche einsetzen (siehe neue Verfassung und erste Ergebnisse der Runden Tische)? Wer dem nicht zustimmen will, der muß das DDR-Hoheitsgebiet verlassen und zum Feind in den Westen wechseln. Die Grenzen zwischen DDR und BRD, die der Westen gern als „inner-deutsche Grenzen“ bezeichnet, wären geschlossen geblieben!

Hätten wir vielleicht mit den restlichen 8 bis 10 Millionen DDR-treuen Menschen eine neue DDR bauen können?!

Das interne Potential dazu hätte man m.E. nach einer solchen Entscheidung aktivieren können. Außer Landes gab es offenbar nur die VR China, die der DDR 1989 sogar noch in letzter Minute benötigte Arbeitskräfte senden wollte, damit das Sozialismus-Gesellschaftsmodell auf deutschem Boden erhalten bliebe. Die Führung der Sowjetunion – des bisherigen wichtigsten externen Partners – verriet (oder verkaufte) jedoch die DDR an den westlichen Feind.

(Das ist nur ein Gedanken-Experiment, da der globale Prädiktor etwas anderes entschieden hatte, und so mußte die Geschichte seinen Lauf nehmen.)

 

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