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Sex-Revolution in der DDR

Sex-Revolution in der DDR

Als Pubertierender verbrachte ich im Sommer ein paar Tage in Rostock bei und mit einem Großcousin, der dort eine Wohnung hatte. Er war ein paar Jahre älter als ich und führte mich in die „Mädchenwelt“ ein. Es war ein herrliches warmes Sonnenwetter, so daß wir nach Markgrafenheide an den FKK-Strand fuhren. Das war für mich beim ersten Mal an einem FKK schon ein erregendes Erlebnis, aber als wir dort ankamen und uns wie die anderen auszogen und umsahen, waren alle (und war alles) entspannt und gelassen. Fremde junge Frauen und Männer spielten nackt gemeinsam im Sand des Strandes Volleyball (Neudeutsch: Beachvolleyball). Ich reihte mich in die Mannschaft ein und spielte mit.

Zwei FKK-Regeln lauten: „1. Angaffen ist tabu. 2. Sex oder Fummeln ist am FKK-Strand nicht erlaubt.“ Und so war dieses Ball-Spiel am sonnigen Strand auch für alle Beteiligten völlig natürlich, angenehm frei, ohne Gaffen auf wippende Bälle (Brüste) oder Anmachen – keine Erotik. Ich war sportlich dabei und so ging es stundenlang. Wir wechselten mal die Zusammensetzung der Mannschaften, und dieses Spiel machte uns allen einfach viel Spaß. Ich merkte leider nicht, wie ich mit der Zeit einen heftigen Sonnenbrand bekam. Aber jemand bemerkte es dann: Ich würde bald wie ein Indianer so rot aussehen. Schnell wurde entschieden, das Spiel zu unterbrechen und mich in den Schatten zu bringen. Aber da war kein Schatten, nur breiter weißer Strand. So bastelten meine Mitspieler schnell für mich einen kleinen sonnengeschützten Platz aus Badetüchern und Stöcken von irgendwoher. Eine der jungen Volleyballerinnen kam mit Sonnenöl und rieb mir damit den Rücken und die Arme und auch den geröteten verlängerten Rücken ein, nicht ohne mein Aufschreien und Stöhnen, dann wieder befreiendes Lachen, weil feiner Strand-Sand zwischen das Öl kam. Das Öl-Sand-Gemisch schmirgelte wie Sandpapier auf meiner empfindlichen Haut und das tat furchtbar weh. „Bist Du ein Kerl!? Dann hab` Dich nicht so!“ lautete der Befehl der „Strand-Krankenschwester“. Ich riß mich zusammen. denn ich wollte doch ein Mann sein. Und ich war dankbar für ihre („lebensrettende“) Hilfe.

Später am Abend trafen wir uns mit einem Teil der Strand-Volleyballer in einem Tanzlokal in Rostock wieder – auch die Frau mit dem Sonnenöl war dabei.  Jetzt sahen alle völlig anders aus und dort war Reden und Trinken, viel Lachen und Flirten, eng Tanzen und sexuelles Anmachen angesagt. Ich orientierte mich an meinem schon erfahrenen Großcousin, denn ich war der Jüngste, tat aber so, als wäre ich älter. Es wurde in dieser Nacht meine erste sexuelle Erfahrungen mit einer Frau … anfangs tat es noch weh, wegen meines Sonnenbrandes, aber dann habe ich nichts mehr gemerkt. Es war schön!

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Sexualität wurde offenbar deutlich mehr in der DDR gelebt wie im (katholisch) prüden Westen. Vorehelicher Geschlechtsverkehr wurde (vor allem unter Lehrlingen und Studenten) nicht nur toleriert, sondern gelebt. Auch Fremdgehen bzw. Fremdficken war verbreitet. Ob bei Diskos oder Tanzabenden, ob bei Betriebsfesten oder in der Nachbarschaft, ob bei/nach der Arbeit, in Lehrlings- oder Studentenwohnheimen, im Urlaub oder während der Kur. Auch Gruppensex oder Sexorgien fanden hinter verschlossenen Türen bei irgend jemanden zu Hause statt.

Es gab an der Ostsee und im Inland viele FKK-Strände (oder „offene“ Strände),  Nackt-Campingplätze und auch Sonnenbäder, die selbstverständlich rege genutzt wurden. Auch heute noch liegen die meisten offiziellen FKK-Strände und FKK-Seen im Ost-Teil Deutschlands.

Die DDR-Mädchen und Frauen hatten keine beruflichen Zukunftsängste. Der DDR-Staat förderte Kinder und Familien, auch alleinstehende Frauen mit Kindern. Es gab für die Frauen die „Pille“ (von Jenapharm), HIV war unbekannt. Bei „Verkehrsunfällen“ wurde vom Staat für die Kinder gesorgt, auch eine Abtreibung war möglich. Das förderte ein starkes Selbstbewusstsein bei den DDR-Frauen. „Zu DDR-Zeiten war der Campus voller Kinderwagen, 40 Prozent der Studentinnen hatten Kinder.“  (Kurt Starke)

Die DDR hatte sogar einen „Sex-Papst des Ostens“, Professor Kurt Starke, dem Direkter des Zentralinstituts für Jugendforschung, den ich persönlich kennenlernte. Er will in seinen Forschungen herausgefunden haben, daß es auch in der DDR eine „Sexuelle Revolution“ in den 1970er Jahren gab.  Im West verlief diese Enttabuisierung  laut und lärmend, in der DDR dagegen „still, aber nicht weniger tiefgründig“. (Kurt Starke)

Aber, es brauchte in der DDR, wie in vielen westlichen Ländern keine „zweite Welle der Frauenbewegung“ im Sinne der sexuellen „freien Liebe“ bzw. der offenen Ehe geben, die aus Amerika nach Europa kam.  Das Buch von Nena O’Neill & George O’Neill: Die offene Ehe (1975) wurde zwar nicht in der DDR verlegt, war aber dennoch bekannt, wurde (unter den Intellektuellen) breit diskutiert, aber in der allgemeinen Bevölkerung einfach gelebt.

Allerdings wurde diese praktizierte Sexualität nicht so öffentlich zur Schau gestellt. Das hätte nicht der „sozialistischen Moral“ entsprochen. Mancher sozialistische Leiter, der SED-Mitglied war, bekam noch bis Mitte der 1970er Jahre wegen schlechter Vorbildwirkung durch „Fremdgehen“ eine Parteistrafe oder wurde sogar von seiner Funktion abgesetzt.

Sex-Vergleich zwischen DDR und BRD:

  • „Am frühesten hatten die Ost-Frauen, insbesondere die Studentinnen, Sex, dann die Ost-Jungen, dann mit einigem Abstand die West-Frauen und ganz zum Schluss die West-Jungen.“ (Kurt Starke)
  • „Diese gesamte heutige Outing-Kultur, dieses ständige Veröffentlichen von Intimem, das war der DDR völlig fremd.“ (Kurt Starke)
  • „Die Frauen im Osten hatten doppelt so viele Orgasmen wie jene im Westen.“ (US-Forscherin Kristen Ghodsee: «Warum Frauen unter dem Sozialismus den besseren Sex hatten»)
  • Frauen hatten in der DDR „sehr viel weniger Stress, obwohl oder gerade weil sie meist einer Beschäftigung nachgingen: Es gab viel umfassendere Einrichtungen, um die Kinder zu versorgen, wie zum Beispiel Kindertagesstätten“ (Kristen Ghodsee)
  • Ein Westmann artikuliert seine internationalen Erfahrungen im Internet so: „Die Ossi-Weiber sind die geilsten Nutten, die ich je gefickt habe, da kommt keine andere Nation ran.“

Prostitution war mit dem Inkrafttreten des Strafgesetzbuches (StGB) der DDR ab 1968 illegal und wurde daraufhin nur noch im Verborgenen praktiziert. In den modernsten Hotels in Ost-Berlin und in anderen Großstädten wie Leipzig (zur Leipziger Messe) waren jedoch auch hochkarätige „Sexarbeiterinnen“ tätig. Sie waren vor allem für westliche Besucher aktiv und einige wurden zu Spionagezwecken eingesetzt.

Prostitution ist in der BRD legal.  Ebenso legal sind in der BRD „andere Aspekte der Sexindustrie, einschließlich Bordelle , Werbung und Stellenangebote durch HR-Unternehmen. Full-Service-Sexarbeit ist weit verbreitet und wird von der Bundesregierung geregelt , die darauf Steuern erhebt. 2016 verabschiedete die Regierung ein neues Gesetz, das Prostituiertenschutzgesetz , um die rechtliche Situation von Sexarbeiterinnen zu verbessern.“ (https://wikimili.com/en/Prostitution_in_Germany)

Sex in der DDR: Selbstverständlich und im besten Sinne alltäglich

INTERVIEW ZU SEX IN DER DDR„Guter Sex ist die ultimative Kritik am Konsum“

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