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Ich konnte meine Fähigkeiten in der DDR enorm entwickeln
Der Grundsatz (und das Kriterium) für die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft ist die volle und freie Entwicklung jedes Individuums (MEW 23, S. 618).
- Entwicklung: die körperliche und psychische Entwicklung im Zuge des individuellen Lebens (Entwicklungsbiologie, Psychische Entwicklung und Ontogenese)
- volle Entwicklung, d.h. vielseitige, nicht nur „fach-idiotische“
- freie Entwicklung
- Individuum– Entwicklung
- jedes Individuum soll sich entwickeln können
Das ist natürlich etwas ganz anderes, als die westliche Propaganda über die Ziele und Absichten der Anhänger der Marxschen Vorstellung von Kommunismus erzählen und behaupten! Das ist auch noch etwas anderes, als im „realen Sozialismus“ der DDR erreicht wurde, schon erreicht wurde bzw. erreicht werden sollte.
Bekamen die Menschen in der DDR keine (weitere) Entwicklungs-Möglichkeiten
Peter-Michael Diestel (der letzter Innenminister der DDR) behauptete:
„Ich war eigentlich immer glücklich. Wir haben gelacht, getanzt, Kinder gezeugt, wie sicher überall anders auch. Und ich habe einen Beruf erlernt, habe studiert und promoviert. Eingetrübt war mein Glück in der DDR nur von der Erkenntnis, mich irgendwann nicht weiter entwickeln zu können. Die Genossen haben irgendwann gesagt: „Du als Christ, bis hierher und nicht weiter.
Ich habe die DDR nicht gehasst. Aber man kann doch jungen Menschen die 25-30 sind, nicht sagen: „Das war’s für euch, bis hierher und nicht weiter“. Diese Perspektivlosigkeit, diese Grautöne waren es, die uns gestört haben. Aber ich wollte nicht ausreisen.“ (Peter-Michael Diestel im Interview)
Konträr zu Diestel & Co. bin ich in derselben DDR aufgewachsen und bekam jedoch in diesem Staat viele Chancen für meine Entwicklung. Auch ich war „eigentlich immer glücklich“, habe gelacht, getanzt, Kinder gezeugt, einen Beruf gelernt, studiert und promoviert. Ich bekam immer wieder persönliche Förderung und Möglichkeiten, neue Perspektiven für meine Entwicklung.
Interessant hierbei bleibt doch wieder die Frage nach dem Systemvergleich DDR vs. BRD, denn Diestel bewertet die DDR-Situation für ihn. Im konkreten Falle ist dann interessant, wie sein Leben weiter ging: Der plötzlich zum wichtigen Innenminister der DDR erkorene Mann wurde dann, wurde dann nicht mehr in der Gesellschaft gebraucht.
- Peter-Michael Diestel war im Kabinett von Lothar de Maizière der letzte Minister des Innern der DDR. Von März bis Oktober 1990 war Diestel Abgeordneter der Volkskammer und von April bis Oktober stellvertretender Ministerpräsident und Minister des Inneren der DDR.
- Von 1990 bis 1994 gehörte Diestel dem Brandenburgischen Landtag als Mitglied an. Von 1994 bis 1997 fungierte er als Präsident des Fußballklubs Hansa Rostock. Seit 1993 betreibt Diestel eine Anwaltskanzlei. (Peter-Michael Diestel im Interview)
- Zusätzlich ist sehr bemerkenswert, daß Diestel nach der erfolgten „deutschen Einheit“ sehr enttäuscht darüber war, daß er nicht dafür sorgen konnte, sein ehrliches Versprechen gegenüber den von ihm geschätzten hochkompetenten Generälen und Offizieren der DDR zu realisieren. Er wollte für jeden „irgendwo in der neuen Demokratie einen Platz“ finden. Diestel berichtet später, daß beispielsweise sein Vorgänger als Innenminister der DDR, Generalleutnant Lothar Ahrendt, arbeitslos wurde und für alte Leute Essen ausfuhr. Dieser Mann diente seit 1953 der Polizei, war hochqualifiziert und fähig, trug maßgeblich zum friedlichen Verlauf des Endes der DDR bei und wurde im kapitalistischen System BRD sofort „ausgeschaltet“. Diestel konnte nicht verstehen, daß es mit dieser politischen Wende mit Annexion der DDR nicht um gelebte „christliche Werte“ bei der CDU ging. Er hatte 1990 als letzter Innenminister die Abwicklung der DDR und Übergabe an den Feind BRD zu regeln. Und dabei halfen die von ihm im Minister-Amt übernommenen DDR-Generäle sogar noch militärisch diszipliniert – für die Menschen in der untergehenden DDR! – bei der geordneten Auflösung des militärischen Bereichs des sozialistischen Staates mit seiner hochgerüsteten Verteidigungsorganisation samt Personal und Waffen an den westdeutschen Feind.
Mein Unterschied zu anderen in der DDR!?
Ich unterschied mich gegenüber Peter-Michael Diestel und vor allem von den Hassern und Feinden der DDR, die auch im Lande lebten.
- Erstens habe ich mich ehrlich und öffentlich zu dieser Idee und Konzept einer sozialistischen Gesellschaft bekannt und bin früh Mitglied der SED geworden. Meine Eltern haben mich so erzogen und waren mir dafür Beispiel. (Marxismus-Leninismus)
- Zweitens habe ich verstanden, daß man den Menschenmassen diese Gesellschaftsidee immer wieder vermitteln und erklären muß, sie für die Mitgestaltung an einem besseren System als dem kapitalistischen gewinnen muß. Von der 10-Klassen-Oberschule bis hin zu meiner Universitätszeit als Wissenschaftlicher Assistent war ich deshalb in der FDJ führend aktiv. (Agitation und Propaganda)
- Drittens, daß es dafür Menschen geben muß, die im Vergleich zu den anderen voran gehen und diese gesellschaftlichen Ideen von Marx, Engels, Lenin (und Stalin) führend in der Lebenspraxis organisieren und umsetzen. Ob beim Lernen in der Oberschule (Bester der Schule, Abitur mit Zensurendurchschnitt von 1,4), während des Studiums (Diplompsychologe mit „sehr gut“), in der wissenschaftlichen Forschung bzw. Promotion (Promotion zum Dr. phil mit „sehr gut“), während meiner Arbeit in der Wirtschaft (erstmalige Etablierung und Praktizierung der „Betriebspsychologie“ in der DDR bei Carl Zeiss Jena, völlig neue Trainingskonzepte für Verkäufer, Messepersonal, Verhandlungsführer, Training für Hunderte Fach- und Führungskräfte der DDR) gab ich jeweils mein Bestes und oft viel mehr als andere DDR-Bürger, die längst Feierabend machten oder ihre Freizeit am Wochenende genossen (Arbeit)
- Viertens habe ich meine Fähigkeiten überall nicht nur für die Umsetzung der politischen Linie, Vorgaben und Aufträge der Partei für dieses Sozialismus-Modell unter den Bedingungen der DDR eingesetzt, sondern auch für Verbesserungen und Weiterentwicklungen innerhalb der SED eingesetzt. Ich behaupte, daß es innerhalb meiner Parteiarbeit viel Kritik und heftige Auseinandersetzungen unter den Genossen für die Verbesserungen unserer Arbeit an Ort und Stelle gab, neben dem viel zu vielen Abnicken, Jasagen und kritiklosen Mitmachen. (System-Entwicklung)
- Fünftens habe ich persönlich viele verschiedene Herausforderung in diesem Leben und Arbeiten in der sozialistischen DDR bekommen und angenommen, dabei meine Fähigkeiten auf verschiedensten Gebieten bewiesen und enorm weiter entwickelt (u.a. in der journalistischen Arbeit für die Zeitung „Lausitzer Rundschau“, der Ferienlager-Betreuung, beim Aufbau der Betriebspsychologie in der DDR, in hoher Führungsfunktion bei Carl Zeiss Jena für die Rationalisierung im Unternehmen, in der Entwicklung und Realisierung verschiedener Personaltrainingsprogramme für Produktionsarbeiter, Verkäufer, Messepersonal, Verhandlungsführer, Forscher und Entwickler und Führungskräfte, im Aufbau eines völlig neuen „Zentrums für Verkaufstraining“ für das Ministerium für Allgemeinen, Landmaschinen und Fahrzeugbau der DDR, Mitentwicklung eines hochkarätigen Kreativitätstraining innerhalb eines Trainer-Teams, Export von Bildungsleistungen, Artikel- und Buch-Veröffentlichungen sowie Erfahrungsaustausche) (persönliche Entwicklung)
- Sechstens nahm ich einige Jahre die spezielle Herausforderung der Arbeit unter dem Generaldirektor Dr. Wolfgang Biermann bei Carl-Zeiss-Jena an. Zeiss Jena war das Flaggschiff der DDR-Volkswirtschaft und die beste Schmiede für höchste und präzise Arbeitsleistungen. Der Führungsstil des „Generals“ war eben der eines befehlenden Armee-Generals (oder Diktators). Allerdings war dieser Mann in der Führungsarbeit so genial, daß er wohl in 80 bis 90 % seiner Entscheidungen immer richtig lag. Die extremen Anforderung an mich und enorme Herausforderung für meine Entwicklung bestand beispielsweise darin: Ich beendete am Freitag 16:30 Uhr einen Wochen-Trainingskurs für Messepersonal. Über das Wochenende nahm ich eine detaillierte Auswertung dieses Trainings vor. Am darauffolgenden Montag 10 Uhr begann ich den nächsten Trainingskurs mit neuen Teilnehmern. Aber vorher mußte ich, von meinen zwei unmittelbaren Vorgesetzten gelesen und abgezeichnet, einen Bericht mit genauer Einschätzung und Auswertung des letzten Trainings-Kurses bis genau 11:55 Uhr auf seinen Tisch legen. Der Knackpunkt war dabei, daß dieser General keine Zufriedenheit kannte, es mußte immer besser werden, weshalb er vor allem meine verbessernden Vorschlägen lesen wollte – Woche für Woche. (starke Entwicklung bei Zeiss Jena)
- Siebentens kannte ich aber auch die „politischen Spielregeln“ und Grenzen, so daß ich einen SED-Parteiauftrag zur Übernahme der hauptamtlichen Funktion als Polit-Kommandeur bei den Kampfgruppen des Kombinates Carl Zeiss Jena ablehnte und damit wußte, daß meine „Karriere“ bei Zeiss zu Ende ging. Aber, ich fand durch meine Fähigkeiten und durch die inzwischen erreichte Bekanntheit und Wertschätzung an einer anderen Stelle in der DDR (mit Umzug nach Brandenburg) einen Platz, wo ich mich sehr frei und kreativ entfalten konnte und ich meine persönliche Entwicklung fortsetzen konnte. (System-Grenzen und Spielräume)
Die DDR konnte noch nicht die „volle und freie Entwicklung jedes Individuums“ realisieren.
Aufgrund des erreichten Entwicklungsstandes der Gesellschaft innerhalb des historisch kurzen Zeitraumes von 40 Jahren, konnte das Kriterium für einen Kommunismus noch lange nicht erreicht werden.
Die DDR befand sich als Arbeiter- und Bauern-Staat noch in der notwendigen Phase der „Diktatur des Proletariats“, und selbst diese war noch nicht vollständig ausgefüllt worden.
Dadurch ergaben sich viele individuelle Ausgrenzungen mit unbefriedigenden Erlebnissen der Betroffenen.
Bis zum Ende der DDR wurden bestimmte soziale Gruppen (Arbeiter, Bauern, Frauen) gefördert und unterstützt (z.B. beim Studienzugang oder Arbeitsstellenvergabe) und andere Menschengruppen (Kinder aus bürgerlichen oder intellektuellen Elternhäusern oder „Oppositionelle“) wurden dagegen individuell brüskierend und persönlich frustrierend nicht gefördert.
Ich sehe das jedoch als notwendiges Kriterium für die gewünschte sozialistische Gesellschaftsentwicklung, zunächst die Masse der arbeitenden Mehrheiten in der Gesellschaft, die bisher im Kapitalismus unterprivilegierten Menschen, in ihrer Entwicklung zu fördern, als die alten kleinen Elitekreise bzw. diejenigen, die viel Geld haben und deshalb früher auch Macht und Einfluß besaßen.