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Ich fuhr einen „Wartburg 311“

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Der „Wartburg 311“ – Klassiker der DDR-Autoindustrie

Autos waren in der DDR Luxusgüter und kosteten relativ viele DDR-Mark. Meine junge Familie kaufte sich Ende der 1970er Jahren vor allem aufgrund der üblichen längeren Wartezeit auf ein Neufahrzeug (über 10 Jahre) einen gebrauchten mittelblauen Wartburg 311/0 Standardlimousine, Baujahr 1968. Ich fuhr einen „DreiElfer„, wie wir sagten.

Hersteller: VEB IFA-Automobilwerk Eisenach AWE, DDR

Die Limousinen der Baureihe Wartburg 311

Die Technik des Wartburg 311 war robust und zuverlässig, funktionsorientiert. Die Formgebung war Ende der 1950er/Anfang 1960er Jahre sehr modern und einfach schön.  Der „Wartburg“ aus der DDR verdiente auch international Respekt vor den Leistungen der Autoingenieure.

„Die meisten 311 liefen in der Bauzeit zwischen 1956 und 1967 als klassische viertürige Stufenhecklimousinen in Eisenach vom Band. Charakteristisch für die Karosserie waren die zeittypisch gewölbten Kotflügel sowie die abgerundeten Formen für Motorhaube und Kofferraumdeckel. Desgleichen gehörten Chromverzierungen als Einfassungen für die Rundscheinwerfer und Fenster sowie Gitterkühlergrill und Stoßstangen aus Chrom zu den Gestaltungsmerkmalen der Wartburg 311 Limousinen, …. Für die Motorisierung des 311 kam ein 0,9 Liter Zweitakter mit drei Zylindern zum Einsatz, der zunächst 28 kW (37 PS), ab Baujahr 1962 dann 37 kW (45 PS) leistete.

Und mit dem als zeitgemäß empfundenen Karosseriedesign im typischen rundlichen Stil der 1950er Jahre verbuchte der Eisenacher Hersteller auch auf einigen europäischen Exportmärkten Erfolge. Im Laufe seiner Produktionsgeschichte, die bis ins Jahr 1967 reichte, wurde der Wartburg 311 in unterschiedlichen Karosserieformen auch als KombiCoupé und Cabriolet sowie als Nutz- und Militärfahrzeug gefertigt. Heute gilt der Wartburg 311 als Klassiker der DDR-Autoproduktion und insbesondere die in geringen Stückzahlen gebauten Cabriolets und Coupés sowie die Wartburg-Kombis sind zu gesuchten Oldtimern geworden.“ (www.autoscout24.de)

  • Die Höchstgeschwindigkeit des 311er lagt bei 125 km/h und der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch bei knapp 10 l/100 km.
  • 1976 waren 19 % der in der DDR zugelassenen Pkw vom Typ Wartburg.
  • Am 1. Januar 2015 waren von den über 1.600.000 produzierten Fahrzeugen in der BRD (laut Kraftfahrt-Bundesamt) noch 7.244 zugelassen.
  • „Mit seiner formschönen, zeitgemäßen Karosserie, zweckmäßiger Konzeption und Variantenvielfalt erreichte der Wartburg 311 so viel internationale Anerkennung wie kein anderer Pkw der DDR. Im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet war er für die Devisenbeschaffung der DDR von großem Wert.“ (Wikipedia)

Dieses Auto bewährte sich als ein geräumiges und solides Familienfahrzeug. Wir liebten dieses Fahrzeug und ich fuhr täglich sehr gern damit. Natürlich hatte das Fahrzeug (vor allem aus heutiger Sicht) auch gewisse Nachteile:

  • Die Lenkung kostete Kraft, weil ohne Servolenkung und bei 1 Tonne Gewicht.
  • Das Bremsen war schwierig ohne Bremskraftverstärker.
  • Der Wendekreis war relativ groß
  • Beim längerem starken Bremsen (z.B. in den Bergen) konnten die Bremstrommeln auch mal sehr heiß werden.

Aufgrund der ungenügenden Versorgung mit Ersatzteilen in der DDR, war es wichtig, daß man selbst viel reparieren konnten. So war ich als handwerklich nicht überbegabter Mensch aber in der Lage z.B. selbständig die Bremsleitungen zu entlüften und das Bremssystem des Wartburg zu wechseln. Das Gute in meinem DDR-Leben war, daß ich völlig unkompliziert Hilfe von teils fremden Menschen bekam, von Menschen, die sich mit DDR-Autos und Reparaturen auskannten.

Einmal brauchte ich Hilfe beim Bremssystem des 311er, weil ich allein nicht weiter kam und auch kein Ersatzteil erhielt. Ich bekam eine Empfehlung von jemanden, der in einem Dorf in der Nähe von Jena eine Rampe hatte, auf die man das Auto fahren konnte, um bequemer von unten zu reparieren. Dieser Mann war ein typischer DDR-Bürger, weil er gut improvisieren konnte und fast immer eine technische Lösung fand. Da es damals noch kein Handy gab, fuhr also direkt und unangekündigt dorthin. Ich lernte den Menschen kennen, erzählte von meinem Anliegen und der Mann war auch gleich bereit, mir zu helfen. Allerdings wurde das Problem mit den Stunden immer schwieriger, so daß wir bis nachts 2 Uhr dort auf der Autorampe, im Dunklen mit einer Taschenlampe hantierend, an meinem Wartburg so lange bastelten, bis wir endlich eine funktionierende Lösung erreichten. Ich fuhr glücklich nach Hause. Diesen Menschen habe ich später nie wieder gesehen. Er half mir einfach so, ohne irgendeine Gegenleistung. Es kostete mich kein Geld oder irgendetwas. Das war seine Bedingung und Ehre

Wartburg 311

Wartburg 311 fahren!

Historische Wartburg-Modelle

Wartburg prägt zusammen mit Trabant die DDR-Autoindustrie

Zu Zeiten der Teilung Deutschlands entwickelten sich in Ost und West ganz unterschiedliche Autoindustrien. Für die Bundesrepublik spielte dieser Industriezweig bald nach dem Wiederaufbau eine entscheidende Rolle. Modellvielfalt, technische Innovationen, Autos mit mehr Komfort und größerem Luxus sowie steigende Pkw-Exportquoten spiegelten den Wirtschaftsaufschwung wider. In der DDR konzentrierten sich die Planer hingegen auf den Binnenmarkt. In den sogenannten volkseigenen Betrieben sollten Fahrzeuge entstehen, die automobile Grundbedürfnisse befriedigen konnten – schwierig genug angesichts der kriegsbedingten Zerstörungen von Produktionsanlagen und der Rohstoffknappheit. Dennoch konnten bis Mitte der 1950er Jahre zwei neue eigene Modelle entwickelt werden, die dann bis Anfang der 1990er Jahre gebaut wurden: Der Kleinwagen Trabant und das Mittelklasseauto mit dem historischen Namen Wartburg.

Wartburg ist eine der ältesten deutschen Automarken

Seinen Namen erhielt das im Jahr 1956 noch vor dem Trabant vorgestellte Modell von der Wartburg, dem Wahrzeichen des Produktionsstandorts Eisenach. Zugleich verwies die Bezeichnung auf die lange Fahrzeugbautradition dieser Stadt: Das Automobilwerk Eisenach gehörte zu den ersten Pkw-Herstellern Deutschlands, und die Marke Wartburg war eine der ältesten des Landes. Bereits im Jahr 1898 brachten die Eisenacher mit dem Wartburg-Motorwagen ihr erstes Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor auf den Markt.

Die erste Generation des Wartburg wird 1956 vorgestellt

Auch bei der Entwicklung des ersten DDR-Wartburg konnten die Konstrukteure auf die Geschichte zurückgreifen. Ausgangspunkt für das Mittelklassemodell bildete die vom Hersteller Auto Union noch zu Kriegszeiten entwickelte Limousine DKW F9. Für die neuen Wartburg-Modelle wurden die Chassis verlängert, neue Karosserien konzipiert und Zweitaktmotoren mit bis zu 37 kW (45 PS) Leistung verbaut. Mit leichten Veränderungen wurde die erste Generation in drei Baustufen als Wartburg 311-313 vornehmlich als Limousine und Kombi gefertigt.

https://www.autoscout24.de/auto/wartburg/

Das Automobilwerk Eisenach (AWE): Erfolgreich trotz Mangelwirtschaft in der DDR

Wartburg 1.3 1990 – Des Wartburgs letzter großer Streich? Vorstellung, Test & Kaufberatung

Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/skitmeister/7093397513

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