Deutschland ist seit Jahrzehnten gespalten

Warum ist Deutschland bis heute innerlich gespalten?

Deutschland ist seit über drei Jahrzehnten wiedervereint. Die Mauer ist gefallen, der eiserne Vorhang Geschichte. Und doch spüren viele Menschen bis heute unsichtbare Trennlinien, die das Land auf subtile Weise gliedern. Diese Linien nennt man Phantomgrenzen – ehemalige Grenzen, die längst nicht mehr auf Landkarten zu finden sind, deren Wirkung aber tief in die Gesellschaft, Kultur und Politik hineinreicht. In diesem Video schauen wir uns an, welche Phantomgrenzen Deutschland bis heute prägen – wo sie verlaufen, wie sie entstanden sind und warum sie auch in Zukunft nicht einfach verschwinden werden.

Deutschland ist seit über drei Jahrzehnten wieder vereint. Die Mauer ist gefallen, der eiserne Vorhang Geschichte. Und doch spüren viele Menschen bis heute unsichtbare Trennlinien, die das Land auf subtile Weise gliedern.

Diese Linien nennt man Phantomgrenzen, ehemalige Grenzen, die längst nicht mehr auf Landkarten zu finden sind, deren Wirkung aber tief in die Gesellschaft, Kultur und Politik hinein reicht. In diesem Video schauen wir uns an, welche Phantomgrenzen Deutschland bis heute prägen, wo sie verlaufen, wie sie entstanden sind und warum sie auch in Zukunft nicht einfach verschwinden werden. Beginnen wir mit der bekanntesten und wohl sichtbarsten Phantomgrenze, der ehemaligen Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.

Fast 40 Jahre lang war Deutschland geteilt, politisch, wirtschaftlich, militärisch und ideologisch. Und auch wenn diese Grenze 1990 offiziell verschwand, lebt sie in vielen Bereichen weiter. Noch heute lassen sich große Unterschiede feststellen.

Beim Durchschnittslohn, bei den Renten, bei der Vermögensverteilung. Westdeutsche besitzen im Schnitt deutlich mehr Immobilien, während in den ostdeutschen Ländern auch Jahrzehnte nach der Wende viele Menschen kaum Eigentum aufbauen konnten. Auch in der Wirtschaft zeigt sich die Trennung.

Viele große Konzerne sitzen in Westdeutschland, während der Osten oft als verlängerte Werkbank fungiert. Innovation, Forschung, Unternehmenszentralen, sie konzentrieren sich weiterhin eher im Westen. Aber die Unterschiede sind nicht nur ökonomischer Natur.

Auch mental gibt es nach wie vor Differenzen. Ein anderer Blick auf Autorität, auf den Staat, auf gesellschaftlichen Zusammenhalt. Viele Ostdeutsche haben biografisch zwei Staaten erlebt, das bringt ihrer Wahrnehmung bis heute.

Die Frustration über die Vereinigung als Übernahme durch den Westen ist nie ganz verschwunden. In vielen ostdeutschen Regionen hat sich daraus ein politisches Protestpotenzial entwickelt, das sich heute beispielsweise im hohen Zuspruch zur AfD niederschlägt, deutlich höher als in den westlichen Bundesländern. Diese ehemalige Grenze ist heute nicht mehr sichtbar, aber sie wirkt, sie beeinflusst Denken, Fühlen, Wählen und ist damit ein klassisches Beispiel für eine Phantomgrenze.

Eine zweite Phantomgrenze verläuft weniger offensichtlich, aber nicht minder wirksam. Sie trennt den protestantisch geprägten Norden und Osten, stark beeinflusst vom alten Preußen, vom katholisch geprägten Süden, Bayern, Baden-Württemberg, Teile des Rheinlands. Diese kulturelle Trennlinie reicht weit zurück bis ins Heilige Römische Reich und verstärkt sich mit der Entstehung Preußens im 18.

Jahrhundert. Preußen war streng, zentralistisch, militärisch, diszipliniert. Es prägte große Teile Nord- und Ostdeutschlands und mit der Reichsgründung 1871 letztlich auch das gesamte Deutsche Reich.

Die süddeutschen Länder hingegen, allen voran Bayern, blieb kulturell und politisch eigensinniger. Föderalismus, Eigenständigkeit und eine gewisse Skepsis gegenüber dem Zentralstaat in Berlin sind hier tief verwurzelt. Auch heute zeigen sich Unterschiede.

Bayern pflegt bewusst seine Eigenständigkeit, sei es über die CSU, über eigene Feiertage oder eine starke Landesidentität. Im Norden ist das Verhältnis zum Staat ein anderes, pragmatischer, nüchterner, aber auch stärker vom preußischen Verwaltungsdenken geprägt. Auch das politische Verhalten unterscheidet sich.

Während in Bayern lange die CSU nahezu uneingeschränkt herrschte, war der Norden häufig wechselhaft und durch Parteien wie SPD oder FDP geprägt. Diese Phantomgrenze ist kulturell, mental und politisch, aber sie ist wirksam. Sie trennt keine Räume, aber Weltsichten.

Eine noch ältere Trennlinie verläuft entlang der Konfessionsgrenzen, die sich seit der Reformation im 16. Jahrhundert und dem Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert etabliert haben.

Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 galt cuius regio, aius religio, wessen Gebiet, dessen Religion. So entstanden bis heute nachwirkende katholische und evangelische Regionen in Deutschland. Der Süden, Bayern, Baden-Württemberg, das Saarland, ist traditionell katholisch geprägt, während große Teile Nord- und Ostdeutschlands evangelisch oder inzwischen weitgehend säkularisiert sind.

Diese Unterschiede sind subtil, aber spürbar, im gesellschaftlichen Leben, in Feiertagen, in der Sozialstruktur. Katholische Regionen haben oft ein stärker ausgeprägtes Vereinsleben, kirchliche Einrichtungen spielen eine größere Rolle, auch in Pflege und Erziehung. Evangelisch geprägte Regionen setzen stärker auf Individualität, Selbstverantwortung und säkulare Strukturen.

Interessant ist auch, in katholischen Gegenden dominierte über Jahrzehnte hinweg die CDU oder CSU, während protestantisch geprägte Regionen in der Vergangenheit eher SPD-Wähler waren. Auch hier keine harte Grenze, aber eine langfristige Prägung, eine Phantomgrenze im kulturellen Untergrund. Eine Phantomgrenze ganz anderer Art betrifft die Erinnerung an die ehemaligen deutschen Ausgebiete.

Schlesien, Pommern, Ostpreußen, Gebiete, die nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen und die Sowjetunion fielen. Millionen Deutsche verloren ihre Heimat, mussten fliehen oder wurden vertrieben. In Westdeutschland lebte die Erinnerung an diese verlorenen Regionen lange weiter.

Durch Heimatvertriebene, durch Landsmannschaften, durch politisches Engagement für das Recht auf Heimat. In der DDR hingegen war das Thema tabuisiert. Heimatvertriebene galten im sozialistischen Diskurs eher als Belastung und weniger als Opfer.

Bis heute zeigt sich in Westdeutschland ein anderes Verhältnis zur Geschichte dieser Regionen. Viele Familiengeschichten sind eng mit Ostpreußen oder Schlesien verknüpft. Im Osten Deutschlands fehlt dieser Bezug oft.

Das führt zu unterschiedlichen Erinnerungskulturen, einer innerdeutschen Phantomgrenze in der kollektiven Identität. Phantomgrenzen sind keine geografischen Linien. Man kann sie nicht sehen, aber man kann sie spüren.

In Wahlergebnissen, in Mentalität, in Alltagskulturen und in historischen Erzählungen. Sie sind das Resultat von Jahrhunderten politischer, religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Entwicklungen. Deutschland ist ein geeintes Land, aber kein homogenes.

Gerade darin liegt seine Komplexität, seine Tiefe, aber auch seine Herausforderung. Wer verstehen will, warum Deutschland so ist, wie es ist, muss diese unsichtbaren Grenzen kennen. Denn nur, wer die Vergangenheit versteht, kann mit Klarheit in die Zukunft blicken.

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