Home / DDR / Der Kleingarten als Oase und Versorgungsquelle

Der Kleingarten als Oase und Versorgungsquelle

Der Kleingarten als Oase und Versorgungsquelle

Mein Vater hatte in jungen Jahren in der Landwirtschaft gelernt und es zog ihn immer wieder zu den Bauern und in die kleinen Gärten. In Senftenberg ergab es sich, daß 1960 in geringer Entfernung unserer Wohnung ein kleineres Feld für den Bau einer Kleingarten-Anlage aufbereitet werden konnte. Mein Vater gehörte zu den Gründern und Initiatoren des Vereins der „Gartensparte Glück-Auf“ und gemeinsam mit einem Landvermesser war auch ich beteiligt – bei regnerischen Wetter – an der Parzellierung des verfügbaren Landes. Dieser Fleck war begrenzt einerseits von der Eisenbahnstrecke Ruhland – Senftenberg – Cottbus, andererseits von einer Straße, die über eine Eisenbahnbrücke zur Neubausiedlung der Stadt Senftenberg führte, desweiteren von einem kleinen Waldstreifen am Rande der alten gefluteten Braunkohlengrube „Marga“ von Senftenberg-Brieske.

Die einzelnen Parzellen wurden per Los an die Mitglieder der neuen Gartensparte verteilt. Mein Vater war zwar Vorstand des Vereines, mußte sich aber auch dem Los beugen und hatte etwas Pech, denn wir bekamen eine Parzelle am Rande in der Nähe zum Wald an der Grube. Diese zugeteilte Gartenfläche war noch zur Hälfte mit Gras bedeckt. Dieses Gras mußten wir zunächst mühevoll beseitigen, um überhaupt nutzbares Gartenland vor uns zu haben. Aber, mein Vater war glücklich über das Stückchen Land, das wir nun mit viel Elan und Aufwand – unter Einhaltung der Vereinsregeln – kultivieren durften. Etwas später bauten wir dann noch eine kleine Laube und noch später sogar noch ein kleines Glasgewächshaus in den Garten. Ich mußte meinem Vater damals viel im Garten helfen, was für mich als jungen Menschen nicht immer zu meiner Freude war. Obwohl ich damals oft murrte, wenn ich schon wieder mit in den Garten gehen sollte, denn dort gab es immer etwas zu tun, war das doch nicht zu meinem Schaden. Später konnte ich in meinem Leben darauf zurück greifen und arbeite bis heute gern im eigenen kleinen Obst- und Gemüse-Garten.

Mein Vater schilderte stolz seinen Garten in einem unvollendeten Brief 1984 an seinen jüngeren Bruder so:
Der Garten liegt „nicht weit entfernt von der jetzigen Wohnung, ganz am Rande der Stadt, 100 Schritte vom Wald entfernt. Der Garten, 360 qm groß und intensiv bewirtschaftet, versorgt uns völlig mit Obst – Äpfel bis April/Mai – und zu einem großen Teil auch mit Gemüse. Kohlgemüse kaufen wir allerdings im Laden. Der Garten steht jedoch bei meinen wenigen Hobbys an der Spitze.“  

Die von uns 1960 gegründete Gartenanlage Glück-Auf e.V. Senftenberg ist mit 259 Gärten heute noch der größte Gartenverein in Senftenberg.

Bildquelle: https://ontras.stadtbekannt.jetzt/blog/2017/11/07/gartensparte-glueck-auf-e-v/

Führung meines Vaters durch „seine“ Kleingartenanlage am 16.8.1984 (an seinem 60. Geburtstag):

Check Also

AUSBRUCH AUS DER STILLE

Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE: Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten Buchbeschreibung: Das von Harry Popow vorgelegte …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert