In der DDR lief nicht alles nach PLAN

Wirtschaften nach Plan in der DDR

Die SED strebte in der DDR eine umfassende sozialistische Gesellschaftsordnung an, die durch die zentralisierte Planung und Kontrolle aller Aspekte des Lebens gekennzeichnet war.

Wirtschaftliche Planung und Steuerung:
Die DDR führte eine Planwirtschaft ein, bei der die Produktion, Verteilung und Preise zentral vom Staat gesteuert wurden. Im Gegensatz zur Marktwirtschaft des Westens war die DDR-Wirtschaft stark staatlich kontrolliert, was zu einer ineffizienten Ressourcennutzung und Engpässen führte, aber auch versuchte, soziale Gleichheit und Wohlstand zu schaffen. Der Staat besaß die meisten Produktionsmittel und setzte große Ressourcen in die Industrialisierung und den Ausbau der Infrastruktur ein.

André Steiner: Von Plan zu Plan: Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR (2007)

Buchbeschreibung:

Das Standardwerk zur DDR-Geschichte. Von Plan zu Plan eilend, wollte man eine neue Gesellschaft schaffen. Doch am Ende stand der Niedergang: Die Geschichte der DDR, das ist die Geschichte ihrer Wirtschaft, ihrer hochfliegenden Ziele und Visionen. Es ist aber auch die Geschichte des Schlangestehens vor HO-Läden, des ewigen Mangels, des steten Improvisierens und schließlich des Zusammenbruchs. Aktualisierte und bearbeitete Neuausgabe.

Kommentar: Gute Überblicksdarstellung mit jedoch einigen schwerwiegenden Mängeln

Wer eine einführende Darstellung zum Thema DDR-Ökonomie lesen möchte ist sicherlich mit Steiners Buch nicht schlecht bedient. Alle Entwicklungsetappen der DDR Ökonomie werden im Gesamtzusammenhang der Geschichte dieses Staates ausgeleuchtet, wobei es wohl zu den Vorzügen wirtschaftshistorischer Abhandlungen, im Gegensatz zur borniert ökonomisch-technischen Betrachtung des Gegenstandes gehört, dass Ökonomie nicht als etwas begriffen wird, was sich im sozialen Vakuum vollzieht.

Leider basiert die grundlegende These des Autors ( „Verantwortlich für den zunehmenden Rückstand war das planwirtschaftliche System“) auf einer fragwürdigen Basis, da sie wichtige neuere Forschungsergebnisse nicht berücksichtigt. Ein Rückrechnungsprojekt der volkswirtschaftlichen Größen der DDR auf einer einheitlichen statistischen Basis mit den Kennziffern der VGR unter der Leitung von Gerhard Heske stützt nämlich diese These nicht im geringsten.
(siehe: „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung DDR 1950-1989: Daten, Methoden, Vergleiche“; Heske, Gerhard und „Bruttoinlandsprodukt, Verbrauch und Erwerbstätigkeit in Ostdeutschland 1970-2000: neue Ergebnisse einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ )
Gemäß diesen Forschungsergebnissen hat die DDR in mehrfacher Hinsicht im Laufe ihrer Entwicklung Rückstände aufgeholt, wenn auch bei weitem nicht eingeholt.
Eine einigermaßen nüchterne Abwägung der Kapazitäten volkswirtschaftlicher Planung findet nicht statt.
Ein wahrlich wertvolles Buch zum Thema Scheitern des sozialistischen Experiments. Zum Scheitern verurteilt war das System, weil man versucht hat, völlig ungeachtet von Marktmechanismen eine von der Partei gelenkten und gelähmten Wirtschaftsordnung aufzubauen, in der zugunsten der Quantität Qualität und Wirtschaftlichkeit weichen mußten. Die Systemfehler waren der Führung zwar von Anfang an bewusst, aber dem Machterhalt willen korrigierte sie die Fehler nur kaum und hält an der ökonomisch unsinnigen Lenkung von oben fest. Unter Honecker verband man Wirtschaftspolitik mit Sozialpolitik, indem man der Steigerung des Lebensniveaus Prioritäten einräumte, was aufgrund der maroden Staatswirtschaft immer mehr durch Kredite finanziert werden musste. Fehlen von Investitionen, Mangelwirtschaft, Verschuldung führten dann zum endgültigen Aus für das sozialistische Experiment auf deutschem Boden, das im Endeffekt nur dank der massiven politischen und wirtschaftlichen Unterstützung der Sowjetunion solange überleben konnte.
Die Monographie André Steiners ist sicherlich keine leichte Abendlektüre. Aber sie gibt auf 220 Seiten eine zwar detaillierte, aber doch kompakte Darstellung des sozialistischen Wirtschaftsmodells der DDR von den Anfängen bis zum Untergang mit ihren zahlreichen Facetten. So gewinnt der West- Leser ein differenziertes Bild von dem „unterlegenen“ Modell. Ohne ein Vergleich mit den Verhältnissen in der DDR in den 80er Jahren anstellen zu wollen, stechen besonders zwei Erscheinungen, nach Steiner Hauptursachen für den Untergang der DDR, ins Auge: Staatsverschuldung und Reformstau. Ungelöste Probleme, die in Deutschland des Jahres 2004 auch nicht ganz unbekannt sind. Die Folgen für die DDR sind bekannt. Was dies für den rheinischen Sozialstaat vor allem in der Zukunft bedeuten könnte, ist wahrlich nicht schwer zu erraten. Von der Geschichte lernen ist daher goldwert.

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