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Gesundheit in der DDR

Gesundheit in der DDR

Aus dem Film „Das andere Leben“ von der Kommunistischen Organisation.

Also Gesundheit war nicht vom Geldbeutel abhängig, weil es so etwas wie Privatpatienten nicht gab. In DDR wurden alle Leistungen von der Sozialversicherung bezahlt, in die alle einzahlten. Alle.

Ich sag mal, du hast dein Rezept bekommen, bist in die Apotheke gegangen, hast deine Medizin empfangen und bist nach Hause gegangen. Du hast da keinen Pfennig Geld hingelegt. Du hast für den Arztbesuch kein Geld hingelegt, eigentlich für nichts.

Du hast dein Obolus in dem Sozialbetrag bezahlt und das war’s. Und wenn ich im Krankenhaus war, ich wurde operiert zu DDR-Zeiten, ich hatte einen Armbruch und einen Blinddarm, da gab es dann hinterher keine Rechnung. So etwas gab es nicht.

Wo kommen wir denn da hin? Man macht sich ja nicht mit Vorsatz sein, blinddarmkrank oder sowas. Als ich Kind war, in den 70ern, ich musste oft zum Arzt. Ich hatte eine sehr seltsame Krankheit, also zunehmendes Erbrechen, kam regelmäßig, mehrmals im Jahr.

Ich konnte keine Nahrung behalten, habe immer nur erbrochen und musste dann künstlich ernährt werden. Das kann ich mich aber gar nicht als unangenehm erinnern, an diese Besuche. Meine Mutter setzte mich dann aufs Fahrrad, schob mich zur nächsten Polyklinik, die ja nur ein paar Meter weg war.

Wir hatten ja in jeder Kleinstadt, in den Kleinstädten auf jeden Fall, Polykliniken, die für alle gut erreichbar waren. Man konnte da mit dem Fahrrad hin oder zu Fuß. Und in der Polyklinik, weiß ich noch, da waren einfach ganz viele verschiedene Fachbereiche.

Man hatte einfach alles beisammen. Da war immer das Labor schon mit da. Es gab halt den Empfang, da konnte man ihnen sagen, weshalb kommt man, dann wurde man weitervermittelt.

Dann gab es die Warteräume, dann gab es die Labore, es gab jede Menge Krankenschwestern. Es war viel Personal immer da, die waren alle sehr, sehr freundlich, hatten eine sehr gute Ausbildung. Eine Röntgenabteilung, beides wegen.

Die war eben dann in der Polyklinik vorhanden und jeder Arzt, der da irgendwelche Überweisungen hatte oder eben eine Aufnahme brauchte, dann hatte man eben die Radiologie im Haus. Dann konnte man schnell den Bürger da hinschicken, gleich mit dem Ergebnis zurück. Also es waren kurze Wege, man war vor Ort, man hatte das Gespräch auch mal mit dem anderen Facharzt, wenn es um einen Patienten ging.

Also es ging alles mehr Hand in Hand und nicht jeder machte seins. Was dann mit 90, ja dann gingen die Polykliniken auseinander, das wollte man dann nicht mehr, dieses kollektive Zusammenarbeiten, jeder machte sich selbstständig. Wir hatten Landärzte, wir hatten auf den Dörfern Krankenschwestern, wie hießen die? Die hatten noch eine andere Bezeichnung.

Dorfschwestern, die sich um die Bürger kümmerten, um alte Leute, um Kranke. Die mussten keine Miete im Markt bezahlen dafür. Und dadurch war auch der Kontakt der alten Leute in die Gesellschaft auch gesichert.

Und da höre ich heute an, was heute los ist. Wie die teilweise in den ländlichen Gebieten alleine gelassen werden. Sie können nicht mehr Auto fahren, die Busverbindungen sind abgeschafft und, und, und.

Die Menschen sollten sich an diese Dinge sehr, sehr erinnern, muss ich mal sagen. Selbst auch diese ganze Pharmaindustrie, es geht ja immer um den Geldbeutel, um den Profit. Und wir, sage ich jetzt mal im Vergleich zu DDR-Zeiten, hatten, mal angenommen, fünf Blutdruckmedikamente und da wussten die Ärzte, das hilft.

Heute, ich glaube ein Arzt kann das gar nicht mehr überblicken, hast du vielleicht 200 Medikamente, welches bei wem wirkt und so, keine Ahnung. Und dann kommen die Vertreter von der Pharmaindustrie und dann müssen sie noch das nehmen, das Medikament, und das verordnen. Also sowas gab es nicht.

Wie gesagt, da gab es eben diese paar Medikamente, die es manchmal heute noch gibt und ich stürze mich auf die, weil ich weiß, so wirken die und die helfen mir. Also wenn ich an meine Mutter denke, zum Beispiel, wenn ich einen Vergleich ziehe mal zur BRD, meine Mutter hatte halt diese Erbkrankheit Glaukom, den grünen Starr, hatte meine Oma schon, meine Oma, meine Mutti hat es wieder. Und entweder habe ich es oder eines meiner Geschwister geerbt.

Und meine Mutti muss ihre Medikamente um den grünen Starr so lange wie möglich, also um diese Erblindung, die ja unweigerlich erfolgt, so lange wie möglich aufzuhalten, die muss sie selbst finanzieren. Das ist sehr teuer. Und es ist sogar so, es gab dieses Ocuvite Glaukom, was eine spezielle Mineralien, Vitaminen und Enzymen-Zusammenstellung war, speziell eben genau für diese Krankheit abgestimmt und die auch wirklich nachweislich gut geholfen hat.

Die wurde jetzt vor einigen Jahren, wurde diese Herstellung dieses Medikaments eingestellt. Also in keiner Apotheke bekommt man das mehr. Ich bin dann hier überall rumgereist und überall nachgefragt, man bekommt es nicht mehr.

Mir wurde dann eben gesagt, ja, das hat sich nicht rentiert für die Firma, die das herstellt und es ist ersatzlos gestrichen. Da wird der Mensch eben eher blind. So etwas gab es in der DDR nicht.

Da war der Mensch schon mehr wert.

Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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